7 Tipps für Fotos mit Blitz

Wenn der Blitz alles erschlägt

Das Foto mit dem Blitz hat bei den meisten Fotografen einen schlechten Ruf. »Ganze Familie vom Blitz erschlagen« – ist das Motto vieler Fotos mit dem Blitzlicht.

Der kleine Einbaublitz wird meist als Ersatz für das schwindende Tageslicht genutzt. Dabei ist der Einbaublitz das Mittel gegen höllisch tiefen Schatten der Mittagszeit.

Wenn du eine Sonnenbrille brauchst, braucht deine Kamera den Blitz

Dass der Blitz zurhilfe genommen wird, wenn es dunkel ist, ist eine Binsenweisheit. Aber Blitzen bei hellem Sonnenschein? Und ob: Bei Porträts im strahlendem Sonnenschein und bei Gegenlicht schreitet der kleine Einbaublitz ein.

Infografik: Blitzen für Einsteiger

Der dosierte Blitz

In den Programmen P, A (bzw. Av) und S (bzw. Tv) klappt der Blitz nicht automatisch auf, wenn es zu dunkel für ein Foto aus der Hand wird oder Gegenlicht droht, sondern der Fotograf muss den Blitz selber aktivieren.

Außerhalb der Automatik steuert die Kamera den Blitz mit Umsicht: Die Kamera dosiert den Blitz für das fokussierte Motiv.

Blitzknopf Spiegelreflexkamera
Bei konventionellen Spiegelreflexkameras sitzt der Schalter zum Öffnen des Einbaublitz auf der linken Seite des Spiegeldachs.
Blitztaste öffnet Einbaublitz.
Ein Druck auf die Blitztaste öffnet den Einbaublitz.
Systemkameras: Blitztaste Rückseite der Kamera.
Bei der Kompakt- oder Systemkamera ist der Platz auf dem Body rar. Die Blitztaste der Sony Nex 7 sitzt auf der Rückseite der Kamera.

Der Blitz wird zum Aufhellblitz oder Hilfslicht. Die Kamera misst die Helligkeit des Motivs und belichtet das Bild, als wäre kein Blitz zugeschaltet. Der Blitz gibt gerade nur das Licht ab, um das fokussierte Motiv im Vordergrund leicht aufzuhellen.

Der Hilfsblitz mildert die harten Schatten im Gesicht. Mit dem kleinen Einbaublitz gelingen Fotos bei Gegenlicht. Dabei bleiben die Gesichter und Hauttöne natürlich, das Licht von hinten setzt einen schönen Schein auf die Konturen und die Haare.

Blitzen mit Abstand

Klar: Je näher die Kamera den Leut' auf die Pelle rückt, desto stärker schlägt der Blitz zu. Aus der Nähe zeigen Fotos mit dem Blitz unnatürlich helle Hauttöne, helle Bildbereiche brennen schnell aus.

Also: Abstand halten, eine größere Brennweite wählen (Motiv mit dem Zoom vergrößern). Zu groß darf der Abstand auch wiederum nicht werden, denn der Einbaublitz hat nur eine begrenzte Reichweite.

Abstand bei Fotos mit Blitz
Bei Fotos mit dem Blitz ist dieser Abstand besonders wichtig - Ein paar Schritte nur zurück und schon wirkt der Blitz diffuser und weicher.

Abstand und lieber eine größere Brennweite (etwa 55 mm mit dem klassischen Kit-Objektiv der Spiegelreflexkamera) bekommt Porträts meistens besser (zur Bildgestaltung mit der Brennweite haben wir einen eigenen Beitrag und unsere Fotokurse widmen der Bildgestaltung mit der Brennweite bei Porträts eine eigene Lektion).

Bei Fotos mit dem Blitz ist dieser Abstand besonders wichtig - Ein paar Schritte nur zurück und schon wirkt der Blitz diffuser und weicher.

Wie weit reicht der Einbaublitz?

Die Leitzahl des Blitz gibt die Reichweite an. Beim Einbaublitz der Spiegelreflex- oder Systemkameras liegt die Leitzahl zwischen 8 bis 12. Die Reichweite berechnet sich aus der Leitzahl geteilt durch die eingestellte Blende.

Formel für Reichweite des Blitz Reichweite = LeitzahlBlende

Bei einer Blende 1 wäre die Leitzahl auch die Reichweite in Metern. Bei Blende F5,6 und Leitzahl 12 überbrückt der Blitz rund 2 Meter. Für ein Porträt von Kopf bis Fuß – eine Totale – ist das schon zu wenig.

Eine höhere Lichtempfindlichkeit – sprich: ISO – erweitert die Reichweite; bei ISO 400 etwa auf das Doppelte. Bei Tageslicht, Sonnenschein und einem Aufhellblitz muss man sich um ISO-Rauschen keine Gedanken machen.

12
F4
100

Bei den modernen Automatikblitzen brauchen wir die Leitzahl nicht mehr, denn die Kamera berechnet die Blitzdosis automatisch. Aber es hilft, sich eine ungefähre Vorstellung von der Entfernung zu machen, die der Blitz überbrücken kann.

Blitz und ISO

Blitz und ISO bilden eine schöne Allianz im Dunkeln: Jede Verdoppelung der ISO-Zahl lässt den Blitz weiter reichen. Im Programm A oder AV kann sich die Kamera bei einer höheren ISO-Zahl auch wieder etwas Blitzstärke sparen.

Fotos mit Blitz und hoher ISO-Einstellung
Aufnahme Canon 650D, Brennweite 135mm, Blende F8, ISO 100
Blitz und ISO 1600
Aufnahme Canon 650D, Brennweite 135mm, Blende F8, ISO 800
Blitz zugeschaltet: Der Vordergrund wird aufgehellt, ohne das sichtbares Rauschen entsteht.

Am Abend also eine große Blende einbestellen und dazu einen moderaten ISO-Wert, z.B. ISO 800. Gerade bei Fotos in Räumen mit etwas Restlicht wirken Aufnahmen mit einem moderaten ISO-Wert und Blitz natürlicher, Blitzschatten bleiben milder.

Blitz und Blende

Im Programm A oder AV – je nach Hersteller – wählt der Fotograf eine Blende und die Kamera berechnet die passende Belichtungszeit, als wäre der Blitz gar nicht zugeschaltet. Genauso wie im Programm P gibt die Kamera dem Blitz nur die Stärke, die zum fokussierten Motiv passt.

Wenn bei hellem Sonnenschein die Belichtungszeit sehr kurz werden soll, würde die Kamera im Programm P automatisch die Blende schließen, um die Blitzsynchronzeit der Kamera einzuhalten.

Blitzsynchronzeit erklärt

Die Blitzsynchronzeit ist die kürzeste Belichtungszeit, die mit dem Blitz möglich ist, und liegt meist zwischen 1/150 bis 1/250 sek. Ist die Belichtungszeit kürzer – z.B. 1/200 sek. –, schließt die Kamera die Blende, um die Blitzsynchronzeit zu erreichen. Dabei wird die Schärfentiefe wird für ein Blumenmotiv zu lang, bei Sportfotos oder spielenden Kindern würden die Fotos bei einer Belichtungszeit von 1/150 sek. Bewegungsunschärfe zeigen.

Blitzen im Programm TV oder S

Im Programm TV oder S schlägt die Kamera dieselbe Strategie ein wie im Programm A / Av: Nur stellt jetzt der Fotograf eine Belichtungszeit ein und die Kamera berechnet die zugehörige Blende. Das Programm TV oder S wählt der Fotograf vor allem für Fotos von Sport.

Für Sport und Bewegung in der Nähe ist eine Belichtungszeit von 1/150 bis 1/250 Sek zu lang. Bewegungsunschärfe wäre die Folge.

Wenn der Blitz zugeschaltet ist, wird die Kamera bei der Zeitvorwahl nur noch bis zur zulässigen Blitzsynchronzeit gehen. Kürzere Belichtungszeiten – etwa 1/200 sek – lassen sich nicht mehr wählen.

Hier ist die Blitzsynchronzeit nur 1/60 sek – bei kürzeren Belichtungszeiten gibt's keinen Blitz.

Der Biker zeigt die Bewegungsunschärfe der langen Belichtungszeit vorn: Das kommt vom Blitz auf den ersten Vorhang.

Für Sport und bewegte Motive gibt es in den meisten Kameras den Blitz auf dem zweiten Vorhang (auch REAR). Mit dem Blitz auf dem zweiten Vorhang läge die Bewegungsunschärfe hinter dem Motiv und würde natürlicher wirken.

Blitzen mit kurzen Belichtungszeiten

Alle Kameras müssen Fotos mit dem Blitz beschränken: Bei kurzen Belichtungszeiten von 1/150 bis 1/250 sek (je nach Kamera) und noch kürzer kann der »normale« Blitz nicht gezündet werden. Diese Grenze ist die Blitzsynchronzeit. Wenn die Blitzsynchronzeit unterschritten wird, muss eine kleinere Blende eingesetzt werden - die kleinere Blende führt aber zu einer längeren Schärfentiefe und evtl. zu Bewegungsunschärfe durch die längere Belichtungszeit. Die lange Schärfentiefe stört aber bei vielen Aufnahmen.

Bei Sport und spielenden Kindern würde die relative lange Belichtungszeit von 1/150 sek noch eine unerwünschte Bewegungsunschärfe ins Bild setzen.

Heller Sonnenschein: Tiefe Schatten auch bei Nahaufnahmen

Heller Sonnenschein: Tiefe Schatten auch bei Nahaufnahmen

Als Hilfslicht kann der Einbaublitz im Programm P oder A/AV die Schatten leicht aufhellen.

Als Hilfslicht kann der Einbaublitz im Programm P oder A/AV die Schatten leicht aufhellen.

Für Aufnahmen mit extrem kurzen Belichtungszeiten ist eine besondere Blitztechnik gefragt: Ein Highspeedblitz muss her. Nicht jedes Blitzgerät beherrscht Highspeedblitzen: Es lohnt sich aber, beim Kauf eines Blitzgeräts auf die Möglichkeit zum Highspeedblitzen zu achten. Wer Sport fotografiert und nah genug ans Spielfeld darf, wer Kinder in Aktion fotografieren möchte, profitiert schnell von einem Highspeedblitz.

Ein High Speed-Blitz hingegen zündet auch bei extrem kurzen Belichtungszeiten, so dass eine große Blende mit kurzer Belichtungszeit Unschärfe hinter dem Motiv entwickelt kann – das Bokeh.

Blitzen ist immer experimentell

Bei Tageslicht hilft der Einbaublitz gegen tiefe Schatten, ohne dabei einen Blitzlichtcharakter ins Bild zu setzen. In geschlossenen Räumen bei wenig Licht hingegen hat der Einbaublitz kaum eine Chance, die natürlichen Lichtverhältnisse einzufangen.

S 1/60 F5.6 400 ISO