Zoomen und Perspektive
Aus derselben Position fotografiert bringt das Heranzoomen des Motivs eine Ausschnittsvergrößerung in bester optischer Qualität. Die größere Brennweite ändert allerdings die Bildkomposition nicht.
Würde man das Foto mit der größeren Brennweite (näher herangezoomt) verkleinern, würde es haargenau den mittleren Bildausschnitt der linken Aufnahme passen.
Schritt zurück und Zoomen
Wenn wir jetzt allerdings das Motiv sowohl bei kleiner als auch bei großer Brennweite gleich groß ins Bild setzen, entsteht eine andere Tiefenwirkung. Dazu müssen wir bei der größeren Brennweite ein paar Schritte zurück gehen und bei der kleineren Brennweite näher an das Motiv.
Am Rande: Die Brennweiten in diesem Artikel beziehen sich auf das Kleinbildformat der Spiegelreflex- und Systemkameras. Wie die Brennweiten an Kompaktkameras beurteilt werden, erklärt Brennweite und Sensorgröße.
- Kleine Brennweiten ( kleiner als 50 mm ) verstärken das Gefühl von Tiefe und Plastizität beim Motiv, sie rücken aber auch das Motiv weiter vom Hintergrund weg.
- Große Brennweiten (größer als 70 mm) verflachen die Form und die Plastizität des Motivs geht verloren. Der Hintergrund rückt näher an das Motiv.
Je kleiner das Motiv, desto stärker ist die Wirkung. Die Makrofotografie setzt darum vorwiegend auf mittlere Brennweiten, um kleine Motive tief und plastisch abzulichten.
Brennweite für Porträtfotos
Bei Porträts gefallen sich die Fotografierten bei langen Brennweiten meist besser.
Die klassische Porträtbrennweite liegt darum zwischen 70 bis 130 mm – an digitalen SLRs wie der Nikon (D5000, Nikon D90, Canon 50D) sind das 55 bis 85 mm, bei der Olympus mit dem Four-Thirds-Sensor sind das 35 bis 65 mm. Das ergibt realistische, plastische Porträts.
Längere Brennweiten »schönen« und wirken gefällig, allerdings auch etwas flacher. Die Titelbild-Schönheiten werden darum mit langen Brennweiten fotografiert.
Allerdings hat diese Technik auch einen Haken: Die große Brennweiten machen das Gesicht nicht nur etwas flacher, sondern lassen den Porträtierten auch fülliger erscheinen.
Porträts mit Normalbrennweite
Obwohl die Normalbrennweite – so wie wir mit unseren Augen sehen – bei 35 mm an der APS-Kamera liegt, sind Porträts mit der Normalbrennweite eine Kunst für sich.
Das liegt wohl auch daran, dass der Ausdruck »Normalbrennweite« nicht korrekt ist. Das »Normal« stimmt für unseren Blickwinkel: Die Normalbrennweite zeigt uns etwa denselben Ausschnitt der Szene, den wir mit eigenen Augen sehen. Unsere gefühlte Brennweite hingegen ist viel länger. Irgendwo habe ich etwas von 100 bis 150 mm (entspr. Kleinbild) gelesen, habe aber leider die Quelle nicht mehr.
Mit weniger als 35 mm an einer APS-Spiegelreflexkamera wie Nikon D3000 oder Canon 60D sollte der ganze Oberkörper ins Bild gesetzt weden, damit die Wirkung der Brennweite schwächer wird.
Alle fotografischen Effekte sind um so stärker, je größer das Motiv im Foto abgebildet wird.
Weitwinkel und Tele in der Architekturfotografie
Die Architekturfotografie fordert meist kleine Brennweiten – das Weitwinkelobjektiv ist gefragt.
Auf der einen Seite ist der Platz vielleicht zu eingeschränkt, um mit größeren Brennweiten zu fotografieren, auf der anderen Seite setzt das Weitwinkel »mehr ins Bild«.