Kleine Motive große Wirkung
Immer wieder kommen durch die Fragen der Teilnehmer in unseren Fotokursen Fotoideen und Tipps zutage, die wir hier festhalten. Wir fangen an mit den Tipps für Einsteiger in die Fototechnik.
Kleine Motive groß ins Bild setzen macht die Wirkung der Blende besser verständlich, die Belichtungskorrektur ist der erste Schritt zum manuellen Fotografieren.
Klein anfangen
Die Schärfentiefe ist der Schlüssel zur Bildkomposition in vielen, wenn nicht sogar den meisten Fotos. Die ersten Schritte gelten darum der Blendenvorwahl im Programm A bzw. AV, um die Wirkung der Blende auf einen weichgezeichneten unscharfen Hintergrund zu erzielen.
Wenn die ersten Experimente nur wenig Erkenntnis bringen, liegt es zumeist an der Umgebung: Abends bei Kunstlicht, ohne ein geeignetes Motiv. Mit klein anfangen meine ich nicht die Kamera, sondern die Motive. Wenn Sie die Fototechnik ergründen, bringen ihnen kleine Motive die Wirkung von Blende und Belichtungszeit schneller nah als die Fotos vom nächsten Leuchtturm oder Wasserschloss.
Alle fotografischen Effekte sind um so stärker, je größer ein kleines Motiv ins Bild gesetzt wird.
Foto-Ideen: Halte den Alltag fest
Warten Sie nicht, bis Sie vor dem Taj Mahal oder dem Wat Chalong-Tempel stehen. Nehmen Sie sich die alltäglichen Motive in der Küche oder im Spielzimmer vor. Fotografieren muss genauso geübt werden wie Musizieren: Nur so lernt man sein Instrument kennen.
Kleine Motive sind im Handumdrehen aufgebaut und die Aufnahmen gefallen schnell der ganzen Familie. Wenn das Bild an die Küchenwand gehangen wird, ist es was geworden.
Zoom rein
Beginnen Sie mit großen Brennweiten. Das typische Kit-Objektiv der Systemkameras ist das 18 - 55 mm-Objektiv, das immer häufiger jetzt vom 18 - 135-mm Objektiv abgelöst wird. Aber auch für die Kompaktkamera gilt: Zoomen Sie ihr Motiv groß ins Bild.
Das konzentriert das Foto auf das Motiv und hilft bei der Bildgestaltung. Nehmen Sie sich zuhause an einem ruhigen Tag eine Stunde, um bei Fotos, die ihnen eigentlich gar nicht gefallen, das Umfeld um das Motiv wegzuschneiden. Sie werden feststellen, dass ihnen das freigestellte Motiv oft besser gefällt.
Hier geht es nicht darum, einen Schnappschuss zu retten oder aufzuwerten, sondern so finden wir »unser Ding«. Also erst einmal üben an einer festen Szene, wo geänderte Einstellungen besser miteinander verglichen werden können. Mit wachsender Erfahrung können wir dann immer mehr ins Bild setzen und wünschen uns Weitwinkelobjektive mit einem großen Bildkreis, aber am Anfang ist die Bildkomposition mit dem kleinen Teleobjektiv einfacher.
Lass die Kompakte nicht im Schrank verhungern
Mit einer Kompaktkamera lassen sich die meisten Menschen gern fotografieren, während sie eher zurückweichen, wenn wir die große dicke Spiegelreflexkamera zücken. Und da die Kompakte viel öfters zur Hand ist, entstehen mehr Bilder. Mehr Bilder – mehr Übung.
Vor allem die Bildgestaltung gewinnt durch die Übung mit der Kompaktkamera, da wir hier nicht auf die Auflösung hinter dem Motiv zurückgreifen können, sondern uns auf die alten Tugenden der Bildgestaltung besinnen:
Farbkontrast, Helligkeitskontrast, Formenkontrast, Größenkontrast.
Porträts mit großen Brennweiten
Eine kleine Brennweite bringt einen plastischen Charakter, die Tiefe des Raums wird verstärkt. Eine große Brennweite (55-100mm an APS-C, 4-fach Zoom an der Kompaktkamera) scheint die Entfernungen zu verkürzen. Für Einsteiger sind Porträts ist eine größere Brennweite fast immer die bessere Wahl. Auch wenn es in geschlossenen Räumen nicht immer einfach ist, genügend Abstand zum Porträtierten zu finden … lieber einen Schritt zurück, das Motiv heranzoomen und groß ins Bild setzen. Man sagt auch: Das Bild mit dem Motiv füllen.
Objektive für Nahaufnahmen
Damit ein kleines Motiv möglichst groß ins Bild gesetzt werden kann, sollte das Objektiv eine relativ kleine »Naheinstellgrenze« im Verhältnis zur Brennweite haben. Die Kit-Objektive 18-55 mm von Canon, Nikon und Sony haben eine Naheinstellgrenze von rund 28 cm (gemessen von der Rückseite der Kamera!). Das ist schon ganz schön nah und erlaubt schöne Nahaufnahmen. Bei kürzeren Entfernungen kann die Kamera nicht mehr scharf stellen.
Für gute Makroaufnahmen eignet sich am besten ein Objektiv mit Brennweiten zwischen 40 bis 100 mm (bei APS-C-Kameras). Bei kleineren Brennweiten muss die Kamera nah zum Motiv gebracht werden, Insekten flüchten dann schnell oder die Kamera stellt das Motiv in den Schatten. Objektive für Makroaufnahmen brauchen keine hohe Lichtstärke, denn bei Makroaufnahmen muss die Blende meist sehr klein sein (z.B. mit Blende 8, 11 oder 16 oder noch kleiner).
Kompaktkameras und Bridgekameras sind immer besonders gut geeignet für Nahaufnahmen und Makrofotografie: Mit den kleineren Sensoren können Kameras auf kleinste Motive noch groß ins Bild setzen.
Durch ihre längere Schärfentiefe erfassen sie kleine Motive scharf von vorn bis hinten mit größeren Blenden – das erspart höhere ISO-Einstellungen.