Vordergrund macht Bild gesund
Wie fotografiere ich mein Motiv am besten? Als Motto verhilft der einfache Spruch »Vordergrund macht Bild gesund« auch in alltäglichen Umgebungen zu interessanten Motiven. Bei der Landschafts- und Architekturfotos lohnt sich die Suche nach dem Vordergrund immer.
Anders herum öffnet der Gang um das Motiv herum überraschende Ansichten. Vor dem Motiv stehen bleiben und einfach nur zoomen ist keine Bildgestaltung.
Tiefe und Raumaufteilung
Vordergrund und Hintergrund geben dem Bild eine Tiefe und bauen einen Raum auf. Wir dürfen nicht vergessen, dass wir die Welt nicht so ablichten können, wie wir sie sehen: Wir sehen die Welt dreidimensional, das Foto ist zweidimensional und flach, wenn der Fotograf ihm nicht auf die Sprünge hilft.
Das Konzept von Vordergrund und Hintergrund holt den Raum und die Tiefe ins Bild.
Für uns gehören die Suche und das Herausstellen eines Vordergrunds zu den wichtigsten Mitteln der Bildgestaltung in allen Fotokursen und auch im Aufbaukurs Digitale Fotografie. Die kleine Leitlinie bringt schnelle Erfolge und schult das Auge des Fotografen.
Fotos leben von Kontrasten
Unsere Augen suchen im Foto nach einem Vordergrund, der das Auge festhält und ruhen lässt. Bei einem Porträt ist der Vordergrund klar: Der Fokus wird auf die Augen des Porträts gesetzt, der Hintergrund wird durch eine große Blende aufgelöst.
In der Landschafts- und Architekturfotografie nutzen Fotografen kurze Brennweiten – einen weiten Bildwinkel – und kleine Blenden, um die Schärfe vom Vordergrund bis zum Hintergrund zu setzen. In einem Foto, das über die gesamte Tiefe scharf ist, brauchen unsere Augen einen Kontrast, Linien oder Formen. Viel zu oft sehen wir nur die Bergfront oder den Sonnenuntergang vor uns und setzen das Motiv ohne Vordergrund oder Hintergrund.
Dabei muss der Vordergrund in einem Landschafts- oder Architekturfoto keine besonderen Motive einbinden. Straßen und Zäume oder eine Staffel von Bäumen, die in das Bild hineinführen, bilden den Kontrast und die Linien in Fotos vom Sonnenuntergang und bilden einem Raum auf dem ansonsten zweidimensionalen flachen Foto.
Der Vordergrund muss nicht die Attraktion des Bildes sein, sondern soll die Tiefe und Weite der Landschaft aufzeigen und uns zeigen, wie das Motiv in die Umgebung passt. Der Vordergrund eines Landschaftsbildes darf aber durchaus einen großen Raum im Foto einnehmen und – warum auch nicht – dafür sorgen, dass das Foto ein gewünschtes Format bekommt oder einen Farbkontrast zum Motiv bietet.
Freistellen ist Bildgestaltung
Wenn wir mit der Kamera vor dem Motiv stehen, fällt die Entscheidung nicht immer einfach, ob und wie viel Hintergrund zu einem Motiv wohl passen mag. Der Sucher ist zu klein und mit einem Auge allein lässt sich ein Bildaufbau nicht gut beurteilen.
Heute bietet die Digitalkamera die Chance, gleich mehrere Einstellungen mit nach Haus zu tragen und im Bildbearbeitungsprogramm mit dem Freistellwerkzeug zu experimentieren.
Das Freistellen eines Bildausschnitts war schon beim analogen Film ein ebenso einfaches wie wirksames Mittel der Bildgestaltung. Jedes Bildbearbeitungsprogramm hat ein einfaches Werkzeug, mit dem ein rechteckiger Ausschnitt des Bildes gewählt wird.
Der überflüssige Rand verschwindet … und das Foto wirkt konzentrierter.
Standort wechseln: einmal rundherum
Viel zu oft bleiben wir vor einem Motiv stehen und zoomen das Motiv näher heran oder zoomen heraus: Was wirkt wohl besser?
Ein Gang um das Motiv herum hingegen ändert den Hintergrund und die Bild-Idee, wir finden einen besseren Kontrast zum Motiv oder finden heraus, dass der Hintergrund eine Geschichte für sich selbst bietet.