Regeln der Bildgestaltung gibt natürlich nicht
Für die Bildgestaltung und Bildkomposition in der Fotografie gibt es viele Tipps – von der Wirkung der Kontraste über die ein Drittel-zwei Drittel-Aufteilung bis zu Tipps zur Perspektive und zum Standpunkt.
An dererlei lockere Regeln muss sich niemand halten, aber sie lassen sich kombinieren, sie helfen bei der Suche nach Fotoideen und dem Motiv und sind immer gut für Serien.
Staffeln und überlappen
Elemente ins Bild setzen, so dass sie einander überlappen und Staffeln oder Stapel bilden. Das holt Tiefe, die das flache Foto sonst nicht zu bieten hat und öffnet den Raum.
Kontrast
Kontraste sind die Seele der Fotografie: Formenkonkrast (eckig und rund), Größenkontrast, Schärfekontrast, Helligkeitskontrast und Farbkontrast. Der Farbkontrast gehört zu unseren Lieblingskontrasten.
Fotografie: Bildgestaltung mit Kontrast
Blickführende Linien
Unsere Augen folgen den Linien im Bild automatisch. Wenn du Linien ins Bild setzen kannst, lass sie auf das Motiv zulaufen oder öffne einen Raum mit den Linien.
Vordergrund – Hintergrund
Wir teilen die Szene vor unseren Augen automatisch in Vordergrund und Hintergrund. In einem zweidimensionalen Foto ist Vorn unten und Hinten ist oben. Setze ein Motiv in den Vordergrund, damit sich der Raum öffnet und besser verstanden wird.
Muster und Wiederholungen
Wir sind umgeben und Mustern – die Ziegelsteine der Hauswand, die Bücher im Regal. Suche die Muster und Wiederholungen in der Szene und halte Ausschau nach Mustern, die wir dort nicht erwarten.
Standpunkt und Perspektive
Fotografiere nicht einfach aus Augenhöhe, denn der Standpunkt hat großen Einfluss auf die Proportionen des Motivs. Fotografiere aus der Mitte des geplanten Bildes für einen neutralen Standpunkt, aus einer tiefen Position, um das Motiv zu erhöhen, aber fotografiere nicht mit Feldherrenblick.
Brennweite, Perspektive und Standpunkt
Gib dem Motiv einen Rahmen
Es hat seinen Grund, dass wir Bilder in einem Rahmen an die Wand hängen. Der Rahmen gibt dem Betrachter einen Halt und konzentriert den Blick auf das Motiv.
Die Welt um uns herum ist voller Fenster, Löcher, Zweigen und Säulen. Ein natürlicher Rahmen stellt das Motiv heraus und gibt uns dennoch Einblick in die Umgebung.
Beschneiden und Freistellen
Das Abschneiden überflüssiger und störender Element rund um das Motiv beruhigt das Bild und konzentriert den Betrachter auf das Motiv. »Weniger ist mehr« lautet die Devise.
Stürzende Wände: Nicht kleckern, sondern klotzen
Linien wie ein Waldweg oder ein Fluß sind Mittel der Bildgestaltung und führen den Blick durch das Foto. Wenn die vertikalen Linien hingegen nicht parallel zum rechten und linken Bildrand laufen, gelten sie als Stürzende Linien: Das Bild fällt aus dem Rahmen.
Sie entstehen, wenn die Kamera nach oben gekippt wird, weil der Abstand zu kurz ist oder keine Brennweite klein genug ist. Sobald die Linien stark zusammenlaufen und ein weiteres Element der Bildkomposition hinzukommt, entsteht auch beim Betrachter das Gefühl, er blick nach oben.
Ein Drittel, zwei Drittel
Teile dein Bild durch Linien in neun gleiche Teile und setze die wichtigsten Elemente entlang dieser Linien oder an den Schnittpunkten. Deine Kamera hilft dir mit einem Linienraster.
Brich keine Regel, die du nicht kennst.
Aber wenn: dann nicht kleckern, sondern klotzen, bis das Foto aus dem Rahmen fällt. Fotografiere nicht das millionste gekippte Foto vom Kölner Dom, sondern stell dich direkt unter einen Turm.
Nimm dir ein oder zwei dieser Regeln und fotografiere damit mindestens ein halbes Dutzend Motive. Wie wäre es denn mal mit »Drei Farbkontraste« oder »Stapel mit überlappenden Motiven«?
Bildgestaltung in Serie
Das Fotografieren von Serien mit einem Motto ist wie eine Etüde in der Musik: Serien üben das Auge des Fotografen und die Handgriffe der Kamera und geben der Kreativität dennoch freien Lauf.