Foto zu hell oder zu dunkel?
Die Belichtungsautomatik unserer modernen Kameras wird immer besser und belichtet auch viele Problemfälle ohne Eingriff des Fotografen. Aber es gibt immer noch Lichtsituationen, in denen die Kamera im wahrsten Sinne des Wortes hinter das Licht geführt wird.
Die Belichtungskorrektur war schon immer die schnellste Gegenmaßnahme, wenn Aufnahmen über- oder unterbelichtet sind und sich die Gelegenheit für ein zweites Foto bietet.
Der einfachste Eingriff in die Belichtungssteuerung
Gegenlicht ist die häufigste Ursache für Fehlbelichtungen. Schwierige Szenarien sind aber auch
- High Key und Low Key-Szenen, also die blonde Braut vor einem hellen Hintergrund oder der dunkle Backsteinbau mit dem tiefen Schatten großer Bäume,
- Stimmungsbilder wie die Kerzen auf dem Geburtstagskuchen in einem abgedunkelten Raum.
Darum gehört die Belichtungskorrektur in unseren Fotokursen gleich mit in die erste Übung.
Belichtungskorrektur für alle!
Die meisten Digitalkameras – auch Kompakt- und Bridgekamera und selbst die Handykamera – haben einen Knopf für eine Belichtungskorrektur, die das Bild in kleinen Blendenschritten heller oder dunkler aufnimmt. Bei allen Kameraherstellern ist die Belichtungskorrektur ein Plus-Minus-Zeichen in einem Kästchen. Drücken und das Einstellrad drehen oder die Wippe auf der Kamerarückseite nach unten bzw. oben drücken:
Dann kürzt die Kamera die Belichtungszeit (um ein dunkleres Bild aufzunehmen) oder
verlängert die Belichtungszeit (um ein helleres Bild aufzunehmen).
Belichtungskorrektur in »Blendenschritten«
Die Belichtungskorrektur wird auf dem Display oder im Sucher anhand von Strichen einer Skala angezeigt und korrigiert die Belichtung um +3 bis -3 oder +2 bis -2 Blendenschritte. Dabei verändert die Kamera nicht die Blende, sondern die Belichtungszeit. Die Aufnahmen werden
- kürzer belichtet (bei einer Belichtungskorrektur in Richtung Minus), um das Foto dunkler zu halten oder
- länger belichtet (bei einer Korrektur in Richtung Plus), um das Foto insgesamt aufzuhellen.
Die meisten Kameras zeigen Striche nach links für eine Reduzierung (dunkleres Bild) und nach rechts für ein helleres Bild (nur Nikon-Kameras machen es umgekehrt, aber in einem der ellenlangen Menüs der Nikon lässt die die Richtung der Skalen auch umdrehen oder man gewöhnt sich einfach dran).
Belichtungskorrekturen: Für analoge Kameras ein Muss
Die Belichtungskorrektur in kleinen Schritten wurde schon an der analogen Kamera eingesetzt. Der Fotograf nahm in zweifelhaften Lichtverhältnissen zwei oder drei Variationen des Bildes auf, denn mit der analogen Kamera konnten Fotografen die Folgen von hartem Licht und tiefen Schatten und von Gegenlicht nur ahnen.
Eine Dunkelkammer, in der ein teilweise überbelichtetes Bild beim Entwicklungsprozess nachbelichtet werden konnte, stand nur einer Handvoll Fotografen zur Verfügung.
Insgesamt heller oder insgesamt dunkler
Belichtungskorrekturen hellen das Bild insgesamt auf oder dunkeln es insgesamt ab.
Die Belichtungskorrektur kann einen Helligkeitsbereich nur auf Kosten eines anderen Helligkeitsbereichs verbessern.
- Wird das Foto durch eine Belichtungskorrektur um einen Blendenschritt aufgehellt, kann dabei ein zarter Himmel zu hell werden und überbelichtete Bereiche mit reinem Weiß entstehen.
- Wird das Foto durch eine Belichtungskorrektur dunkler erfasst – z.B. um die Wolken im Himmel stärker wirken zu lassen – können dunkle Bereiche des Fotos zu undurchdringlichem Schwarz werden.
Eine Lösung wie »Setze die hellen Wolken dunkler ins Foto und helle gleichzeitig die Schatten unter den Bäumen auf« kann die Belichtungskorrektur nicht erzielen.
Mit der Digitalkamera stehen den meisten Fotografen Programme zur Bildbearbeitung zur Verfügung, die eine moderate Unter- oder selbst Überbelichtung mit einem Klick korrigieren können. Fast immer reicht schon eine Auto-Korrektur.
Blendenreihen für HDR-Fotos
Für ein gleichzeitiges Aufhellen der dunklen Bildbereiche und Abdunkeln der hellen Lichter ist eine Funktion wie HDR – High Dynamic Range – erforderlich.
Gerade für HDR-Fotos ist die Belichtungskorrektur wie geschaffen: Da die Kamera bei einer Belichtungskorrektur die Blende nicht ändert sondern eine kürzere oder längere Belichtungszeit benutzt, können zwei, drei oder mehr Fotos mit Belichtungskorrekturen von der HDR-Software oder einer HDR-Funktion in der Kamera benutzt werden.
10 Fehler und Fallen der HDR-Fotografie
Fast alle Kameras haben heute HDR bereits als Funktion in ihrem Menüs und können eine schnelle Folge Fotos automatisch zu einer HDR-Aufnahme zusammenfügen. Die Handykamera ist ebenfalls dabei.
Blendenreihen
Bei schwierigem Licht haben Fotografen schon mit der analogen Kamera drei Fotos aufgenommen: Etwa mit einem Blendenschritt Unterbelichtung, einem Schritt Überbelichtung und eine Aufnahme mit der Belichtungszeit, die von der Belichtungsautomatik vorgegeben wird. Mit dem analogen Film waren Belichtungsreihen teuer - mit der digitalen Kamera kosten Belichtungsreihen nur Speicher und natürlich die Zeit für die Auswahl der besten Aufnahme.
Die semiprofessionellen Kameras können Belichtungskorrekturen in einer Blendenreihe in schneller Folge erfassen.
Die digitale Bildbearbeitung erlaubt uns dann, aus zwei, drei oder mehr Aufnahmen mit unterschiedlichen Belichtungen eine HDR-Aufnahme (High Dynamic Range) zu erzeugen: Dabei nimmt die Software aus jedem Foto die Bildbereiche, die am besten belichtet sind und setzt sie zu einer Aufnahme mit einem hohen Kontrastumfang zusammen.
Von einem hohen Kontrastumfang spricht man, wenn eine Aufnahme feinste Abstufungen in den dunkelsten Ecken und in den hellsten Bildbereichen aufweist. HDR-Bilder sind fast immer besonders bunt - die Farben sind in gut belichteten Bildbereichen stärker gesättigt.