Sonne und harte Schatten
Sonnenschein gilt als bestes Fotowetter – aber wo Licht ist, ist auch Schatten: An sonnigen Tagen sind die Schatten höllisch schwarz und das Licht ist gleißend hell.
Das helle Licht gepaart mit den dunklen Schatten ergibt den »hohen Kontrastumfang« – eine Lichtsituation, die für die Kamera bis heute kaum zu meistern ist. Insbesondere Kompaktkameras mit kleinen Sensoren und Fotos mit dem Handy leiden bei hellem Sonnenschein.


Die Tonfiguren warten geduldig, bis die Sonne eine Pause hinter den Wolken macht. So viel Geduld bringen wir nicht mit, und oft gibt es keine Hoffnung, dass das Licht innerhalb der nächsten Minuten diffuser wird.
Wenn wir eine Sonnenbrille brauchen …
Sonnenschein bringt harte Schatten mit – gerade wenn das Fotowetter bei einem strahlend blauen Himmel perfekt erscheint. Dann zeigen Aufnahmen schnell einen ausgebleichten Himmel (klassische Gegenlichtaufnahmen).
Unsere Augen gewöhnen sich innerhalb von Sekunden an den hohen Kontrast zwischen Licht und Schatten, die Kamera hingegen nicht. Erst in der Aufnahme fallen die harten Schatten im wahrsten Sinne des Wortes ins Gesicht.

Ein überstrahlter Himmel und tiefe Schatten machen selbst den besten und modernsten Kameras schwer zu schaffen – nicht nur der Kompaktkamera. Also steht Fotografieren bei hellem Sonnenschein an Sonnentagen beim individuellen Fotokurs immer auf dem Programm.
Der Kontrastbereich ist überschritten nennen erfahrene Fotografen diesen Effekt bei hellem Licht und tiefen Schatten.



Der Aufhellblitz im Sonnenschein
Fotografieren bei hellem Sonnenschein beginnt mit der Suche nach einem schattenspendenden Baum, denn unter dem Blätterdach ist das Licht diffus und weich. Wenn zudem ein paar Lichtflecken durch die Blätter dringen, der blaue Himmel durch die Baumkrone scheint, haben wir einen guten Platz für Porträts gefunden.
Unser Motiv stellen wir mit dem Rücken in Lichtrichtung, fotografieren gegen alle guten Ratschläge gegen das Licht und nutzen am Ende noch an einem strahlend hellen Tag den Einbaublitz. Gegenlicht und ein kleiner Aufhellblitz sind eine schöne Kombination.
Für die Aufnahmen im hellen Sonnenschein mit dem Aufhellblitz vom eingebauten Blitz ist das Programm P auf dem Programmrad auch für technisch weniger afine Fotografen ein guter Kompromiss. Das »P« unter den kreativen Programmen der Kamera bedeutet »Programmierbare Automatik«. Die Kamera belichtet auch im Programm P vollautomatisch, aber sie klappt den Blitz bei wenig Licht nicht selbstständig auf.
Aber jetzt haben wir Licht satt – die modernen Kameras erkennen bereits die Gegenlichtsituation und schalten den Einbaublitz selbstständig ein. Bei Kameras, die diese Funktion noch nicht unterstützen, muss der Einbaublitz einfach nur zugeschaltet werden.


Wer jetzt morgen auf das Stadtfest, einen Mittelaltermarkt oder zum Straßenfest marschiert: Natürlich sind die Plätze mit schönem Licht immer rar. Auf offener Straße hellt nur ein externer Blitz durch seine größere Reichweite die starken Schatten im Vordergrund auf. Nun will auch nicht jeder gleich noch einen externen Blitz bei hellem Sonnenschein herumtragen.
HDR am helllichten Tag?
Ein optimales Mittel gegen einen zu hohen Kontrastumfang gibt es nicht. Allenfalls hilft eine HDR-Aufnahme mit zwei oder drei Belichtungskorrekturen. Auch Aufnahmen aus der Hand lassen sich heute im Bildbearbeitungsprogramm gut zusammenfügen, wenn die Belichtungszeit nur kurz genug ist. Immer mehr Kameras können HDR-Aufnahmen automatisch zu einem JPG entwickeln und für Handykameras ist HDR fast zur Selbstverständlichkeit geworden.
Es muss nicht gleich ein manuelles HDR sein, denn immer mehr Kameras haben eine Optimierung des Dynamikumfangs an Bord, die sich auch bei Action einsetzen läßt, denn bei Sport sind keine Blendenreihen für HDR-Fotos drin.
Die Dynamikbereichsoptimierung der Sony wirkt nur auf JPEG, nicht aber beim RAW-Foto.
Nikon hatte schon mit der Nikon 5000 ein sanftes Mittel gegen den hohen Kontrastumfang: Active Delighting. Sony hat eine Dynamikumfang-Optimierung DRO (Dynamic Range Optimization) seit der Alpha 55 in den Funktionen – bei moderaten Blendenstufen ein hervorragendes Hilfsmittel.
Pentax bringt HDR in der K-01 ins Spiel, aber leider ist der Zeitunterschied zwischen den Aufnahmen so groß, dass Geisterschatten im HDR-Foto entstehen. DRO, Active Delighting und auch HDR lancieren zu den Standardfunktionen guter Digitalkameras.
HDR beim Porträt? Ein Versuch ist es allemal wert. Dann sollte es allerdings eine programmierte Belichtungsreihe mit gleichbleibender Blende sein, denn zwischen den Aufnahmen muss die Zeit so kurz wie möglich sein.
Der Kontrastumfang der Kompaktkamera


Wer mit der Kompaktkamera bei hellem Sonnenschein unterwegs ist, muss ein besonders sensibles Auge für die Lichtverhältnisse entwickeln. Belichtungskorrekturen helfen bei einem hohen Kontrastumfang der Szene vor dem Objektiv nur selten. Besser ist es, eine Position zu suchen, aus der das Motiv von den harten Schatten verschont bleibt.
Das mag wie ein Manko gegenüber den großen Sensoren erscheinen, aber wer das fotografische Auge für das vorhandene Licht schult, wird auch mit der Kompaktkamera im Sommer gut auskommen.