Der Weißabgleich der Digitalkamera
Digitale Kameras haben einen Weißabgleich, abgekürzt WB für White Balance. Der Weißabgleich neutralisiert die Farbe des Umgebungslichts, denn wir wollen fast immer neutrale Farben.
Mit dem analogen Film musste der Fotograf die Farbe des Lichts einfach hinnehmen oder zu den verschiedenen Tageszeiten den passenden Filter bereit halten oder schon von vornherein den passenden Film, denn es gab Tageslicht- und Kunstlichtfilme.
Kühle Farben – warme Farben? Die kühle Farbstimmung kann durch die Farben des frühen Morgens entstehen, den der automatische Weißabgleich nicht automatisch ausgeglichen hat.
Automatischer Weißabgleich
Digitalkameras führen den Weißabgleich automatisch durch. Dieser automatische Weißabgleich so gut, dass der Fotograf selten eingreifen muss. Aber es gibt immer noch Situationen, in denen der automatische Weißabgleich die Kontrolle über die Farben verliert.
Wenn das Licht aus mehr als einer Lichtquelle kommt –
- Neonlicht von den Deckenleuchten, dazu LED-Lampen und Tageslicht,
- die Kombination von Kerzenschein und Lichterkette
- oder einfach Tageslicht unter dem Blätterdach von Bäumen,
erscheinen die Farben falsch und wir sehen Farbstiche.
Wie gut ist die Farbwiedergabe des Displays / des Monitors?
Wie verlässlich die Farben auf dem Monitor der Kamera dargestellt werden, testet man am einfachsten mit Referenzfarben: Hauttöne sind – wie bereits erwähnt – besonders sensibel.
Andere Referenzen sind die Farben, denen wir jeden Tag begegnen: z.B. Coca Cola-Dosen und der Lila-Ton der Milka-Schokolade. Von Zeit zu Zeit ein Foto von einem Referenzobjekt unter verschiedenen Lichtbedingen, damit klar ist, wie weit wir dem Display der Kamera über den Weg trauen können.
Wenn das Bild auf dem Display der Kamera natürlich wirkte, aber auf dem Monitor zu kalt oder zu warm wird: Dem Desktop-Monitor können wir erst nach einer Kalibrierung und Profilierung vertrauen.
Warme und kalte Farben: Farbtemperatur
Der Begriff der »Farbtemperatur« für die Farben des Lichts ist nicht aus der Luft gegriffen: Sir Frederick William Herschel (1738-1822) wies nach, dass unter Farbfiltern unterschiedliche Temperaturen herrschen.
Die Farbe des Lichts wird in Kelvin gemessen und geht uns mit kalten Farbtemperaturen von 7000 bis 10000 und warmen Farbtemperaturen von 2700 bis 4500 gegen den Strich. Aber Flammen sind um so weißer bis blau in ihrem Kern, wo sie am heißesten sind. Das Orangegelb der Kerzenflamme ist weniger heiß.
LED-Lampen werden niemals so heiß wie Glühbirnen. Ihr Licht wäre neutraler, aber da wir uns an die warmen Farben der alten Glühlampen gewöhnt haben, gibt es sie von 2500 bis 7000 Kelvin.
Im Licht der Sonne gegen Mittag liegt das ganze Spektrum des Lichts. Das volle Spektrum macht gerade das weiße Licht aus, bei dem uns Farben am natürlichsten erscheinen.
Wir empfinden die Farbtemperaturen zwischen 5000 bis 6000 Kelvin als natürlich und neutral.
Der Weißabgleich reicht von 2000 bis 10000 Kelvin und bekommt das Orange des Kerzenlichts (500 bis 1500 Kelvin) und das tiefe Blau der Blauen Stunde (12000 bis 17000 Kelvin) nicht in den Griff.
Wieso hat das warme Licht eine niedrige und das kalte Licht eine hohe Farbtemperatur? Je heißer eine Flamme, desto weißer wird sie. Die Kerzenflamme ist orangegelb, die Gasflamme wird am Austrittspunkt weiß, die Zündflamme der Rakete geht ins Blau.
Farbtemperatur bei Tageslicht
Diese Fotos sind mit konstanter Farbtemperatur fotografiert.
So zeigt sich, wie sich die Farbtemperatur im Laufe des Tages ändert:
Vorgefertigte Farbtemperaturen
Digitalkameras haben für die schwierigen Fälle vorgefertigte Einstellungen – und fast immer auch direkt einen Knopf WB auf dem Body.
- Glühlampen (darunter fallen auch die Energiesparlampen und LEDs, die heute meist ein warmes Licht mit rund 2700 bis 3000 Kelvin zeigen).
- Hausschatten (wenn am frühen Morgen auch bei Sonnenschein im Schatten ein Blaustich das Bild ein eisiges Licht taucht).
- wolkig (bringt etwas wärmere Farben zum Vorschein).
- Halogenlicht (grünliches Licht, oft noch von Straßenlaternen, in alten Kellern und auch noch in Sitzungssälen, wird an einigen Kameras auch mit einem Fisch gekennzeichnet).
- sonnig
Die Livevorschau auf dem Display oder im elektronischen Suchen zeigt, wie das Bild bei unterschiedlichen Einstellungen aussieht.
Wer seine Aufnahmen als RAW-Foto erfasst, kann den Weißabgleich nachträglich im RAW-Programm ändern.
Geschmackssache
Unser eigenes Farbsehen müssen wir immer wieder kritisch beurteilen: Da spielen persönlicher Geschmack und die Anpassungsfähigkeit unseres Sehsystems eine große Rolle. Wenn wir uns an den leichten Rotstich des Desktop-Monitors gewöhnt haben, erscheinen uns die Aufnahmen in den warmen Tönen als normal. Ein kalibrierter Monitor ist die beste Voraussetzung für eine zuverlässige Farbwiedergabe.
Der beste Weißabgleich kann nichts daran ändern, dass das menschliche Farbempfinden schwer zu begreifen ist, mit Physik nichts zu tun haben will und sich mit Erfolg gegen jede Formel wehrt.