Manueller Weissabgleich

Manueller Weißabgleich

Wenn die Farben wichtig sind – bei Porträts, Food-Fotografie, Produkten, Mode, … – und die Aufnahmen nicht in der kontrollierten Umgebung eines Studios durchgeführt werden, trifft ein manueller Weißabgleich die akkurate Farbstimmung besser.

Nur eine Graukarte, die in die Jackentasche passt, muss zur Hand sein. Ein schneller Schuss auf die Graukarte, ein Klick im Menü der Kamera: Farbe passt. Die Minute für den Weißabgleich spart viele Minuten im Bildbearbeitungsprogramm.

Automatischer Weißabgleich vs manueller Weißabgleich Manueller Weißableich mit Graukarte

Ein früher Morgen, diesig bis neblig, und eine Aufnahme mit hohem ISO-Wert (ISO 10000). Der manuelle Weißabgleich zieht das Blau der Dunsttröpfchen aus dem Foto.

Manueller Weißabgleich mit Graukarte

Für Food- und Produktfotografie führt kein Weg um einen manuellen Weißabgleich herum. Beim manuellen Weißabgleich erfasst die Kamera eine Graukarte, damit sie im Mischlicht weiß, was 18% Grau ist.

Graukarten für den manuellen Weißabgleich bekommt man beim Fotofachhändler und natürlich bei Amazon. Praktisch ist der kleine Colorchecker von XRite. Da ist die Graukarte geschützt in einer dünnen handlichen Box, die immer noch mit in den Fotokoffer passt.

graukarten
Einfach, preiswert und praktisch: im Scheckkartenformat und als Tuch mit Doppelfunktion. Für Outdoor-Fotografie reicht eine einfache Graukarte.
Farbkarte für Weißabgleich
Die graue Karte des Colorcheckers wird für den Weißabgleich abfotografiert.
Die Doppelseite mit den Referenzfarben des Colorcheckers ist für den Vergleich »Monitor – Kamera« gedacht.

Weißabgleich ausführen

Für einen manuellen Weißabgleich mit Graukarte wird die Graukarte groß abgelichtet. Die Aufnahme muss nicht scharf werden, Hauptsache, die Graukarte sitzt in der Mitte der Aufnahme. Wenn die Kamera nicht auslöst, weil der Fotograf die Karte mit einer Hand vors Objektiv hält und dabei die Naheinstellgrenze unterschreitet, Kamera kurz auf manuellen Fokus stellen, Graukarte ablichten, zurück zum Autofokus.

Bei einigen Kameras wählt man anschließend im Menü oder mit der WB-Taste der Kamera den manuellen Weißabgleich (auch als PRESET oder PRE bezeichnet), gibt die Aufnahme der Graukarte als Vorlage vor und bestätigt.

Bei anderen Kameras läuft beides – 1. Ablichten der Graukarte und 2. Weißabgleich auf diese Aufnahme setzen – in einem Arbeitsablauf.

manueller-weissabgleich
Aus meiner Sammlung der schönsten Graukartenfotos aus aller Welt

Aber jetzt heißt es Aufgepasst!
Mit jeder neuen Lichtsituation muss der Weißabgleich wiederholt werden.
Üblicherweise vergessen wir den manuellen Weißabgleich am Ende der Aufnahmen und werden beim nächsten Shooting mit völlig falschen Farben überrascht. Also: Am Ende der Session vor dem Abschalten der Kamera wieder den automatischen Weißabgleich einstellen!

Manueller Weißabgleich mit Kelvin

Schneller geht ein Weißabgleich, wenn ein Kelvin-Wert vorgegeben werden kann. Allerdings braucht der Fotograf dafür Erfahrung. Daumenwerte sind

  • 3200 Kelvin in Räumen mit Halogenlicht
  • 4200 Kelvin in Räumen mit Mischlicht
  • 5600 Kelvin bei Außenaufnahmen bei Tageslicht oder in Räumen mit Tageslichtlampen
  • 6000 Kelvin bei Außenaufnahmen bei Tageslicht mit starker Bewölkung.
Weissabgleich mit Kelvin, der Farbtemperatur 6000 K
Weißabgleich über die Eingabe der Farbtemperatur – Kelvin
Automatischer Weißabgleich
Im Wald herrscht Zwielicht, denn durch das Laub scheint das Sonnenlicht, während die Blätter den Himmel reflektieren. Selbst an trockenen Sommertagen schweben feine Dunsttröpfchen in der Luft, die das Licht kühl wirken lassen.
Manueller Weißabgleich Kelvin
Weißabgleich für die Farbstimmung: Nur 300 Kelvin mehr, und der Wald wird sommerlich sonnig und die Stimmung passt.

Kunstlicht ist kritisch

Lichtquellen, die Licht durch Hitze erzeugen, strahlen ein ähnliches Spektrum wie das Tageslicht aus. Dazu gehören Tageslicht- und Glühlampen. Leuchtstofflampen hingegen haben oft ein beschränkteres Spektrum – auch abhängig von der Raumtemperatur.

Energiesparlampen sind Leuchtstofflampen und strahlen kein so gleichmäßiges Spektrum wie Glühbirnen aus. Fotos mit Licht von Energiesparlampen brauchen häufiger eine Korrektur auf der Grün-Magenta-Achse in der Bildbearbeitung.

Heute begegnen wir meist LEDs. Auf der Verpackung von LEDs ist ein RA-Wert angegeben – der Farbwiedergabeindex. Je höher der RA-Wert, desto besser: 90-100 bedeutet eine ausgezeichnete Farbwiedergabe, 80 bis 90 ist passabel, RA 60 bis 80 machen es dem Fotografen schwer.

Aber wir können nicht überall die Leuchtmittel tauschen. Bei Aufnahmen mit einem hohen Anteil von Licht aus Energiesparlampen und LEDs lohnt es sich, auf RAW umzusteigen, denn der nachträgliche Weißabgleich im RAW-Programm ist verlustfrei.

Die Grün-Magenta-Achse

Für das schwierige Mischlicht aus Leuchtstoffröhren, Tageslicht und Energiesparlampen bieten gute Digitalkameras und auch die RAW-Programme die zusätzliche Korrektur auf einer zweiten Skala, der Grün-Magenta-Achse, die ähnlich wie die Fotofilter der Bildbearbeitung wirken.

Neonlicht und Energiesparlampen bringen oft einen deutlichen Grünstich mit, der sich durch das gesamte Foto zieht. Darum geben viele Kameras zusätzlich zum Weißabgleich auf Neon oder Leuchtstoffröhren das Farbfeld mit den zwei Achsen frei.

Der Farbfilter kann eine Farbe über das gesamte Bild ziehen – eine Frage des persönlichen Geschmacks.
Weißabgleich-Informationen im Playmodus: Die Kamera hat die Farbtemperatur bei 5400 Kelvin konstant gehalten, A2 M4 sind die Koordinaten des Farbfilters.
Farbstich mit der Komplementärfarbe auf dem Farbkreis neutralisieren

Die Farbe des Filter wird aus dem Farbfeld gewählt. Die Komplementärfarbe neutralisiert Farbstiche: Magenta neutralisiert einen Grünstich, ein Blaufilter einen Gelbstich.

Geschmackssache

Unser eigenes Farbsehen müssen wir immer kritisch beurteilen: Da spielen persönlicher Geschmack und die Anpassungsfähigkeit unseres Sehsystems eine große Rolle.

Der beste Weißabgleich kann nichts daran ändern, dass das menschliche Farbempfinden schwer zu begreifen ist, mit Physik nichts zu tun haben will und sich mit Erfolg gegen jede Formel wehrt.

Externe Quellen

AWB Weißabgleichanpasung Farbtemp./Filter 5400K G B A M K A-B:0 G-M:0 100-4226A1/640F11ISO 10050 mmOFF5400 K A2 M4+0.32017- 4-88:57 PM + 322/395 33% D-R STD 3:2 24M RAW+J