Objektivfehler: Liegts am Objektiv oder liegts am mir?
Objektive sind nie tadellos – Fehler treten so milde auf, dass der Fotograf die Schwächen vielleicht nie zur Kenntnis nimmt, mal springen die Fehler bei einigen Aufnahmen gleich ins Auge. Objektivfehler schleichen sich durch alle Klassen von Objektiven, gleich ob Prime Lens oder billiges Schätzchen.
Die meisten Fehler von Objektiven lassen sich mit einfachen Mitteln vermeiden – viele Kameras können Fehler schon in der Kamerasoftware korrigieren, manchmal hilft ein kleiner Schritt zurück.
Farbsäume bei großen Blenden
Die Offenblende, die größte Blende des Objektivs, ist fast immer mit Fehlern behaftet und liefert selten die beste Schärfe des Objektivs. Erst wenn das Objektiv um ein bis zwei Blenden abgeblendet wird, zeigen Objektive eine wirklich gute Leistung. Die Spitze an Schärfe liegt zumeist im mittleren Blendenbereich, also so zwischen Blende F6,7 bis Blende F11.
Aberrationen Live: Das Canon F1,2 85 mm zeigt bei Blende F1,2 lila Farbsäume um die Speichen des alten Drahtesels, die erst bei Blende 2,8 verschwinden. Die cyanfarbigen Säume rund um die feinen Details der Laterne im Hintergrund sind selbst bei Blende 3,5 noch hauchzart im 100%-Zoom zu sehen.
Chromatische Aberrationen oder Farbsäume treten bei großen Blenden an feinen Strukturen wie Blättern oder den Speichen des Fahrrads im Beispiel auf – vor allem bei Gegenlicht. Abblenden ist die sicherste Gegenmaßnahme; manchmal hilft schon ein Schritt zur Seite.
Aber wann und welche Fehler das Objektiv aufweist, hängt von der Entfernung, der Blende und bei Zoomobjektiven auch von der Brennweite ab.
Objektive testen: Wo liegen die starken Seiten?
Wer also das Beste aus seinem Objektiv holen will, der testet ausgiebig: Aus verschiedenen Entfernungen, bei verschiedenen Brennweiten und mit drei oder vier Blenden, von der größten Blende bis zur Blende 11 oder sogar 16. Das schrittweise Schließen der Blende wird auch Abblenden genannt.
Sehen wir uns an, wie viel Schärfe das Gesicht der Figur durch das Schließen der Blende gewinnt:
Zwischen Blende F6 und F9 liegt bei diesem Objektiv der »Sweet Point« – die beste Schärfeleistung.
Tonnenförmige Verzeichnung, Kissenförmige Verzeichnung
Zoom-Objektive – vor allem, wenn sie einen sehr großen Brennweitenbereich abdecken – zeigen in den extremen Brennweiten fast immer eine tonnenförmige Verzeichnung bei kleinen Brennweiten und eine kissenförmige Verzeichnung bei den langen Brennweiten.
Aus geraden Linien wird im Foto ein sanfter Bogen.
Vignettierung
Die Vignettierung zeigt sich in dunklen und weniger scharfen Ecken des Bildes bei der größten Blende des Objektivs.
Das alte Objektiv vignettiert bei Blende F2.8 sichtbar, man sieht bei Blende F4 und Blende 5.6 immer noch einen Hauch von Randabschattung. Bei Blende 8 hingegen zeigt sich das Objektiv von seiner besten Seite: Keine Vignette, schöne Schärfe.
Objektivfehler per Software korrigieren
Wenn Objektivfehler nicht schon von der Kamerasoftware korrigiert werden, können die Fehler im Bildbearbeitungsprogramm gemildert werden.
Bildbearbeitungsprogramme wie Adobe Photoshop oder Lightroom arbeiten mit den Objektivdaten der Hersteller, so dass sich die Fehler schon durch die Angabe des Objektivs bereinigen lassen.