Monitor ausmessen, kalibrieren und Profil erstellen

Kein Monitor zeigt dieselben Farben

Was sind die richtigen Farben und wann stimmen die Farben nicht? Warum sieht das Foto auf dem Display der Kamera heller oder dunkler aus als auf dem Desktop-Monitor? Warum sind die Farben warm wie der Sonnenuntergang auf Korsika oder kühler als das Eisfach? Sehen wir uns die Fernseher in den Regalen der Elektromärkte an: Jedes Display zeigt die Farben ein wenig anders. Auch die Farben, Helligkeiten und Kontraste unserer Desktop-Monitore weichen voneinander ab.

Wir müssen den Monitor kalibrieren und seine Farben für ein Monitorprofil messen, um Farben und Kontrast von Fotos, Grafiken und Videos auf dem Monitor objektiv und verbindlich zu beurteilen.

Zu hell, zu dunkel oder Farbstiche?

Ohne Weiteres sind wir nie sicher, dass wir alle Farb- und Helligkeitstöne auf dem eigenen Monitor korrekt sehen. Vielleicht war das Foto auf dem Display der Kamera deutlich heller und weniger kontrastreich, das Foto auf dem Handy schärfer mit strahlenden Farben? Wer seine Fotos auf Online-Galerien wie Flickr ausstellt, weiß nie, wie die Aufnahmen auf dem Monitor des Betrachters wirken.

Sobald wir uns ernsthaft mit unseren Fotos beschäftigen, müssen wir uns um die Bildschirm-Wiedergabe kümmern. Ein erster Schritt ist ein regelmäßiger Vergleich zwischen der Wiedergabe auf dem Display der Kamera mit dem Bild auf dem Monitor, um das Kameradisplay einzuschätzen.

Desktop-Monitore im Vergleich

Der Monitor im Vordergrund ist nicht etwa weniger brillant als der mittlere Monitor – sondern die Farben wirken in der seitlichen Ansicht schwächer.

Das Licht für die Bildbearbeitung

Vor der intensiven Beschäftigung mit dem Monitor liegt allerdings noch das Licht für den Arbeitsplatz: Seitliches Licht führt zu einem Kontrastabfall auf einer Seite des Monitors (dann braucht der Monitor einen Blendschutz), die Lichtquelle im Rücken reflektiert auf dem Monitor, hinter dem Monitor stört uns das Licht.

Das warme Licht unserer Zimmerlampen können wir heute mit neutraleren LED-Lampen mit speziellen Farbtemperatureinstellungen (z.B. 4000 Kelvin bis zu 6000 Kelvin Tageslicht) tauschen. Am besten, wenn das Datenblatt des Leuchtmittels den CRI angibt: der Colour Rendering Index oder Farbwiedergabeindex (Ra) beschreibt, wie gut das Leuchtmittel an das Tageslicht herankommt.

Ein CRI von 100 ist der Maximalwert, je niedriger der Wert, desto schlechter fällt das Verhältnis aus. Bei einem Ra-Wert von 80, 90 und mehr haben wir ausreichend neutrales Kunstlicht für die dunklen Tagesstunden, das den Monitor nicht in die falschen Farben taucht.

Farbmuster: die Farbreferenz- und Graukarte

Eine Farbmusterkarte ist ein erster und unkomplizierter Schritt. Farbmusterkarten haben meist auch ein neutrales Grau für einen manuellen Weißabgleich, und ein Foto der Graukarte und der Farbmuster zeigt uns, wie weit wir dem Display der Kamera vertrauen können.

Farbkarte zum Vergleich Echte Farben vs Farbe auf dem Monitor

Für eine Farbreferenzkarte muss man schon zwischen 50 bis 100 € auf den Tisch legen. Bis dahin sind bekannte Farben einen ersten Versuch wert: Die Tafel Schokolade Lila Pause und eine Dose Coca-Cola, der gelbe Briefkasten der Post – Farben, die uns vertraut sind. Fotos auf dem Display der Kamera, live auf dem Schreibtisch und auf dem Monitor vergleichen.

Das Monitor-Profil

Displays vom Desktop-Monitor über das Touchscreen des Handys oder Tabletts bis hin zum Display der Kamera zeigen nicht unbedingt die gleichen Farben, nicht einmal zwei Monitore vom selben Hersteller und derselben Marke. Wird der Monitor nicht schon im Produktionsprozess geprüft und kalibriert, sind leichte Schwankungen der Normalfall.

Jetzt nur keine Aufregung! Unsere Monitore stehen heute selbst im mittleren Preissegment kaum hinter den Profimonitoren der letzten drei bis fünf Jahre zurück.

Ein Profil des Monitors verschafft dennoch ein höheres Maß an Sicherheit: Monitorprofile werden erzeugt, indem man die tatsächlich ausgespielten Farben und Helligkeitsstufen mit einer normierten Farbtabelle vergleicht und die Abweichung vom Soll speichert. Anhand dieser Abweichungen kann die Anwendung die falschen Farben so gut wie möglich ersetzen und die Wiedergabe der Helligkeiten verbessern. Um es gleich vorweg zu sagen: Kalibrierung und Profilierung führen nicht zu einem größeren Farbraum des Monitors. Aus einem alten Schätzchen macht auch das teuerste Farbmessgerät keinen bunten Bomber. Mit Hilfe des Monitorprofils können die Helligkeitsstufen in den dunklen Ecken des Waldes noch eine erkennbare Zeichnung liefern, ohne dass wir das Bild durch eine Helligkeitskorrektur zu stark korrigieren, die Wolken könnten mehr Lichterzeichnung offenbaren.

Solche generische Profile bietet der Monitorhersteller zum Download an, oder wir erwischen in den Foren einen Grafiker oder Fotografen mit einem Monitor derselben Marke und Typs. Erst die Kalibrierung und ein Profil mithilfe eines Farbmessgeräts oder Colorimeters erreicht das Maximum für den individuellen Monitor.

Farbmessgeräte: Kolorimeter, Spektralfotometer

Colorimeter als Farbmessgeräte sind erschwinglich, die Arbeitsschritte von der Kalibrierung bis zur Profilerstellung sind in der Software des Colorimeters gut beschrieben. Der Arbeitsprozess muss auch nicht mehr wie bei den alten Röhrenmonitoren wöchentlich oder monatlich wiederholt werden, denn die LEDs der modernen Monitore altern nicht so schnell.