Richtig belichtet?
Der Clou der digitalen Fotografie ist die sofortige Verfügbarkeit der Fotos: Die Aufnahmen lassen sich schon auf dem Display der Kamera beurteilen.
Erst das Histogramm schafft die Sicherheit, dass eine Aufnahme exakt belichtet ist, denn das Display kann je nach Umgebungslicht und Helligkeitseinstellung täuschen.
Auf dem Display der Kamera ist die Darstellung nicht immer aussagekräftig, aber das Histogramm zeigt, dass die Belichtungskorrektur noch Zeichnung aus den dunklen Bildbereichen holt.
Das Histogramm als Belichtungskontrolle
Das Histogramm ist die beste Belichtungskontrolle: Es verrät jede Unter- und Überbelichtung, kontrastarme Bilder und das Überschreiten des Kontrastumfangs.
Der Blick auf die Aufnahme auf dem Display allein liefert keine verläßliche Auskunft über die Belichtung: Ein und dieselbe Belichtung kann auf dem besten Display völlig anders wirken, je nach Helligkeitseinstellung des Displays und Lichteinfall. Dabei ist es noch nicht einmal die direkte Sonneneinstrahlung, sondern auch diffuses Licht kann über die Qualität der Belichtung täuschen.
- Nikon: Wiedergabe-Menü, Optionen für die Wiedergabeansicht und Häkchen bei Lichter und RGB-Histogramm.
- Sony: Menu, Punkt 2 unter den Einstelloptionen, Taste DISP (Monitor) und Histogramm aktivieren, wenn nicht schon eingestellt.
Histogramm: Nur eine Zählfunktion
Das Histogramm ist im Grunde genommen nichts als die Grafik einer simplen Zählfunktion. Es besteht aus 256 dünnen, senkrechten Balken, die so eng aneinandergereiht sind, dass sie wie ein Gebirge wirken. Jeder senkrechte Strich steht für die Anzahl der Pixel einer Helligkeitsstufe.
Das Histogramm interpretieren
Belichtungskontrolle auf dem Monitor
Das Histogramm ist nicht nur für den schnellen Check der Aufnahmen auf dem Display der Kamera gut. Bei der Bildbearbeitung, gleich ob Tonwertkorrektur, Lichter- /Tiefen oder Kontrasteinstellung stellt auch erst das Histogramm sicher, dass die Schatten nicht im Schwarz versinken und die Lichter nicht ausreißen.
Der Monitor der Desktop-Rechner ist zwar größer als das Display der Digitalkamera, aber selbst wenn der Monitor kalibriert ist: Abweichungen im Umgebungslicht täuschen über den tatsächlichen Kontrastumfang des Bildes hinweg. Von Photoshop über GIMP bis Darktable: Bildbearbeitungsprogramme zeigen das Histogramm bei Helligkeits- und Kontrastkorrekturen.
Digitales Zonensystem: Belichten mit dem Histogramm
Viele Digitalkameras können das Histogramm im Live-View vor der Aufnahme zeigen (z.B. Sony). Dann kann das Histogramm zur präzisen Belichtungssteuerung eingesetzt werden.
Die jüngeren Generationen von Digitalkameras bieten einen ausreichenden Spielraum bei der Belichtung, der für die Landschaftsfotografie, Stillleben und Porträts durch eine Blendenkorrektur ausgereizt werden kann.
Bei ruhigen Landschaftsaufnahmen in schwierigen Lichtverhältnissen kann eine manuelle Belichtung das Histogramm auf den Punkt bringen: Kamera auf das Programm M (für die manuelle Einstellung von Blende und Belichtungszeit) stellen, die Blende vorgeben und mit dem Histogramm eine Belichtungszeit wählen, bei der das Histogramm ohne Peaks im Schwarz oder Weiß einschwingt.
Das Histogramm ist die Umsetzung von Ansel Adams Zonensystem für digitale Kameras. In den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts teile Adams den Kontrastumfang seiner Schwarzweißnegative in 11 Zonen vom tiefsten Schwarz ohne Zeichnung bis zum reinsten Weiß ohne Zeichnung und ermittelte eine Belichtungszeit, in der die Schatten noch Zeichnung aufwiesen. Mit der Digitalkamera sind es 255 Tonwertstufen, und wir wählen die Belichtungszeit, bei der die Zeichnung im Weiß erhalten bleibt (Belichten auf die Lichter).
Mit dem Histogramm »Belichten auf die Lichter«
Bei schwierigem Licht - wenn der Kontrast zwischen hellen und dunklen Bildbereichen so groß ist, dass der Sensor der Kamera überfordert ist, hilft die Belichtung »auf die Lichter«:
Da die Tiefen – die dunklen Bereiche des Bildes – in der Bildbearbeitung gut aufgehellt werden können, aber zu große weiße Stellen (die Lichter) nicht abgedunkelt werden können, belichten versierte Fotografen in kritischen Situationen mit dem Blick auf das Histogramm: Dann wurde das Bild durch eine Belichtungskorrektur so weit aufgehellt, dass die hellen Bildbereiche bis an den rechten Rand des Histogramms reichen: »Expose to the right«.
So entsteht u.U. ein sehr helles Bild, in dem aber sichergestellt ist, dass keine weißen Löcher durch große Spitzlichter entstehen. Aber vor allem werden die Tiefen des Bildes geöffnet und die maximale Zeichnung aus den dunklen Bildbereichen geholt.