Sollte sich ein ernsthafter Fotograf überhaupt mit der Handykamera befassen?
Mit der jüngeren Generation von Smartphones oder Handys hat die Qualität der Fotos riesige Schritte gemacht – viel größere Schritte als die Kameras mit den großen Sensoren. Die Handykamera ist immer zur Hand und übt mit uns Bildgestaltung.
Ihre künstliche Intelligenz sorgt dafür, dass wir uns keine Gedanken um die technischen Einstellungen machen müssen: Anvisieren und auslösen. Das läßt mehr Raum für die Bildkomposition und konzentriert die Kreativität auf den Moment.
Smartphone: Zwei Kameras gleichzeitig in der Tasche
Nachdem wir mit dem Handy viele Jahre auf die Weitwinkelfotografie beschränkt waren und die Kamera lediglich einen Software-Zoom mitbrachte, sind die zweite und dritte Kamera winzige Prime-Objektive, ebenfalls mit Festbrennweiten. Handys machen uns ein X für ein U vor, wenn sie einen weichen Hintergrund hinter das Porträt setzen (dafür nutzen sie Mehrfachaufnahmen und ihre ausgefuchste Software).

Belichtung 0,5 sek; f/1.8; ISO 640

Belichtung 1/1050 sek; f/1.8; ISO 32
Die Bildstabilisatoren erlauben dem Handy eine längere Belichtungszeit. Das mildert das hartnäckige ISO-Rauschen, wenn auch nur in Grenzen.
Die Oberliga der Handys kommt nicht einfach mit drei und noch mehr Kameras, sondern bringt einfache Einstelloptionen und Apps steuern viele fotografische Techniken bei.
Einfach-Zoom und Zweifach-Zoom
Brennweiten unter 30 mm werden als »Weitwinkel« bezeichnet, weil wie einen weiten Blickwinkel erfassen. Mit dem Einfach-Zoom des Handys lassen sich selbst kleine Räume noch gut ins Bild setzen, aber vor allem Landschaft und Architektur.


Der 1xZoom ist allerdings kein einfaches Spiel, denn er bringt eine übermäßige Vergrößerung der Objekte im Vordergrund. Für Porträts ist der 1xZoom weniger geeignet und bringt auch keinen oder so gut wie keinen weichen Hintergrund.
Schon der Vergleich des Denkmals zeigt den kreativen Spielraum des Ein- und Zweifach-Zooms: Ein paar Schritte näher an das Motiv und ein Einfachzoom: Das Motiv im Vordergrund dominiert, das Schloss im Hintergrund wirkt klein.
Bei der größeren Brennweite des Zweifach-Zooms wirken die Motive im Bild flacher, der Abstand zwischen dem Motiv im Vordergrund und dem Schloss im Hintergrund schrumpft.
Der unscharfe Hintergrund beim Porträt
Beim Porträt hilft der unscharfe Hintergrund, das Motiv herauszustellen: Die Schärfe trennt Motiv und Umgebung. Damit Handys in diesem Sinne bessere Porträts liefern, kommt die zweite Kamera zum Einsatz.


(Fast) immer richtig scharf
Ein Erfolgsfaktor für den Einsteiger in die Fotografie ist die Schärfe des Fotos. Was mit den großen Sensoren der System- oder Spiegelreflexkameras gerade dem Einsteiger lange Zeit Probleme bereitet, sind unscharfe Fotos. Die Prämissen sind: Das Motiv richtig scharf, beim Porträt ein ein unscharfer Hintergrund, Landschafts- und Architekturfotos scharf von vorne bis hinten. Je größer der Sensor, desto schwieriger wird es, diese Vorstellung umzusetzen.



Erst wenn kleine Motive groß ins Bild gesetzt werden, kommt die Unschärfe hinter dem Motiv auch beim Smartphone zum Vorschein.