Ablösung für JPG: AVIF, HEIC und HEIF

iphone und HEIF

Seit iOS 13 speichern iPhones Fotos per Voreinstellung nicht mehr als JPG, sondern in einem neuen Format: HEIF. Gleichzeitig stellen die Browser ebenfalls ein neues Format auf: AVIF.

HEIF (High Efficiency Image File Format) und auch AVIF sollen das alternde JPG ablösen, das seit Anfang der 90iger Jahre das digitale Foto zuverlässig komprimiert. Dabei geht es den neuen Datenformaten für digitale Fotos nicht nur um kleinere Dateigrößen, sondern auch um höhere Farbtiefen und eine schnellere Speicherfolge bei Serienfotos.

Alternativen für JPG

Obwohl zwischenzeitlich JPEG2000 und JPEG XR auf den Plan traten, ist es keinem anderen Bilddatenformat gelungen, JPG von seinem ersten Platz abzulösen. Jetzt gibt es gleich zwei Anwärter:

  • Beim iPhone hat Apple auf HEIF gesetzt und sowohl Canon als auch Sony bietet HEIF als alternativs Speicherformat für die Top-Modelle ihrer Digitalkameras an (Canon allerdings mit der Namensendung HIF)
  • Die Browser hingegen bringen AVIF ins Spiel, das Fotos ebenfalls besser komprimiert, und genauso wie HEIF mehr als 8 Bit Farbtiefe und Transparenz speichern kann.

Das HDR der Fotos im HEIF ist allerdings kein zusammengesetztes HDR-Serienfoto, sondern HDR (High Dynamic Range) steht hier für die hohe Farbtiefe.

Canon: Heif unter HDR PQ-Einstellung
Canon legt das HEIF-Format unter das HDR PQ-Menü. Die Aufnahmen im HEIF-Format mit 10 Bit Farbtiefe können als JPG exportiert werden.

Mehr als eine bessere Komprimierung

JPG reduziert seit Anfang der 90er Jahre zuverlässig den Speicherbedarf digitaler Fotos auf 1/10 (JPG FINE) bis 1/20 der Dateigröße. Für die kleinen Speicherkarten der frühen digitalen Fotografie war JPG unabdingbar.

Speicherkarten
7 unkomprimierte Fotos passten Anfang 1997 auf meine erste Speicherkarte, etwa 30 Fotos in höchster Auflösung im JPG-Format.

Heute sind unsere Speicherkarten zwar deutlich größer, aber die Megapixel der Kameras sind ebenfalls angezogen. Handykameras legen Fotos in hoher Auflösung ab und bringen dann als JPG gut 1 bis 3 MB pro Foto auf den begrenzten Speicher.

Wer JPG oder JPG und RAW speichert, stellt seine Kamera üblicherweise auf JPG FINE ein. Wenn wir Fotos für das Internet speichern, wählen wir heute eine Komprimierung rund um 50% Qualität, die meist ohne sichtbare JPG-Artefakte einhergeht.

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Original unkomprimiert 72 MB, Kamera-JPG 8,8 MB
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Original unkomprimiert 72 MB, Kamera-JPG 6,6 MB

Wie weit die Speichergröße eines Fotos bei einer vorgegebenen Komprimierung reduziert wird, hängt dabei vom Motiv ab: Je mehr Details im Bild, desto größer wird die Datei.

Zu den Faktoren gehören Blätter von Bäumen, feine Strukturen, besonders auch ISO-Rauschen. Ein Porträt mit einem unscharfen Hintergrund kann bei gleicher Qualität stärker komprimiert werden als ein Landschaftsfoto, in dem wir jeden Tannenspitze und jeden Stein durch eine kleine Blende scharf herausstellen.

Aber nicht nur Dateigröße und höhere Farbtiefe (= bessere Qualität, mehr Details) sind die Argumente der Kamerahersteller für HEIF, sondern HEIF kann deutlich schneller kodiert und dekodiert werden als JPG.

Farbtiefe und Transparenz

Der Unterschied zwischen HEIF und JPG liegt nicht einfach in einer verbesserten Komprimierung. JPG speichert Bilder mit 8 Bit Farbtiefe und kann keine Transparenz darstellen. HEIF speichert theoretisch bis zu 16 Bit Farbtiefe, wobei 10 Bit Farbtiefe schon ein großer Fortschritt gegenüber 8 Bit Farbtiefe darstellt: Mehr Zeichnung in den Tiefen und den Lichtern, mehr Abstufungen zwischen den hochgesättigten Farben. Das schafft bei etwa gleicher Speichergröße eine deutliche Verbesserung der Qualität.

Für Webseiten müssen heute drei oder mehr unterschiedlich große Versionen von Fotos angelegt werden, damit sowohl die kleinen Screens der mobilen Geräte als auch große Desktop-Monitore mit einer angemessenen Auflösung des Fotos versorgt werden. Zwar kann mit HTML die Bildgröße an den Screen oder den Platz im Design der Seite angepasst werden, aber es macht keinen Sinn, einem kleinen Handy-Monitor ein Foto mit 2000 Pixeln Breite vorzulegen: Das ist ein unnötiger Verbrauch von kostbarer Bandbreite und führt dazu, das Webseiten mit Fotos auf den mobilen Geräten langsam laden.

HEIC ist ein Containerformat, das ein einzelnes Bild oder eine Bildserie speichert. Daher also kommen die Live-Fotos der iPhones.

Ersparnis AVIF / HEIF vs JPG

AVIF, das von den Browsern präferierte Bildformat und auch HEIF, das Format für iPhone, Canon und Sony werden um rund 30 bis 50% kleiner als das JPG oder liefern alternativ mehr Details als JPG bei gleicher Dateigröße. Ist das genug für einen Umstieg? Aktuelle natürlich nicht, denn nicht alle Browser können AFIF- oder HEIF-Fotos anzeigen.

HEIF wird bereits von einigen Programmen unterstützt: Adobe Lightroom, Photoshop und auch Drop-Box zeigt Fotos im HEIF-Format an. Ansonsten müssen HEIF-Fotos in JPG transformiert werden, um sie in Fotobüchern zu drucken, auf der Webseite zu zeigen oder per Email zu versenden.

Bevor sich AVIF und HEIF durchsetzen, müssen die Browser und die Bildbearbeitungsprogramme, Office-Programme und Bildarchive mitziehen. Sonst wäre jede Handlangung alles andere als intuitiv für Otto-Normalfotograf und ein zu großer Aufwand für jedermann.

JPG hat weiterhin den großen Vorteil des universellen Bildformats. Eine Wachablösung wird es nur geben, wenn HDR-Monitore mit höheren Farbtiefen das Consumer-Niveau erreichen, Drucker den höheren Tonwertumfang wiedergeben, so dass wir die Vorteile eines Bildformats mit höherer Farbtiefe sehen.

Mehrfachbelichtg. Deaktiv. HDR PQ-Einstellungen Livebild-Aufnahme Aktivieren AF 1 2 3 4