Landschaft fotografieren

Schärfentiefe und Weißabgleich

»A« oder »AV« ist das typische Programm für die Landschaftsfotografie, denn die gewünschte hohe Schärfe und große Schärfentiefe der Landschaftsfotografie ruft nach kleinen Blenden.

Kleine Blenden kosten wiederum längere Belichtungszeiten und wenn die Lichtbedingungen nicht optimal sind, verhüten eine moderate ISO-Einstellung oder das Stativ das Verwackeln durch die Unruhe der Hand.

Motivprogramm oder Blendenvorwahl?

Das kann zwar auch das Motivprogramm »Landschaft«; automatisch einstellen, aber die meisten Motivprogramme sind auf kurze Belichtungszeiten getrimmt und öffnen die Blende, auch wenn das Stativ für die nötige Ruhe sorgt.

Zwischen Blende F8 bis F11 an der APSC-Kamera und F6 bis F8 an Four Thirds liegt meist die beste Schärfe des Objektivs gepaart mit einer langen Schärfentiefe. Bei Kompaktkameras reicht schon das Abblenden um einen Blendenschritt – z.B. F3.8 an einer Kompaktkamera mit Offenblende F2.8. Bei der Handykamera müssen wir uns um die Schärfentiefe keinen Kopf machen: Mit den kleinen Sensoren der Handykamera reicht die Schärfentiefe quer über die Alpen.

Landschaftsfotografie beginnt mit A – das Programm A bzw. Av bei Canon-Kameras. An APSC-Kameras ist Blende 8 ein guter Ausgangspunkt für eine schöne Schärfe.

Kleinere Blenden werden kaum verwendet, denn mit zunehmend kleinerer Blende nimmt zwar die Schärfentiefe zu, aber die Gesamtschärfe des Bildes nimmt ab. Die Beugungsunschärfe der ganz kleinen Blenden (meist ab Blende 16) mindert die Qualität des Fotos sichtbar durch eine sinkende Gesamtschärfe.

Wenn die Kamera auf dem Stativ steht, ist ISO 100 oder ISO 200 immer die beste Sensor-Empfindlichkeit.

6 wichtige Einstellungen für Schärfentiefe und Gesamtschärfe

Schärfentiefe und Gesamtschärfe bringen Tiefe und Plastizität. Verantwortlich sind viele Faktoren: die Blende, ein ruhiger Stand für eine lange Belichtungszeit und ein mit Bedacht gewählter Fokuspunkt.

Die Infografik fasst die wichtigsten Punkte für eine feine Schärfe kurz zusammen.

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Weißabgleich für die Landschaftsfotografie?

Wenn wir schon das Stativ mitschleppen, darf auch noch die Graukarte für den Weißabgleich in den Fotokoffer. Wenn wie hier der Schatten überwiegt, entsteht schnell ein kühler lebloser Farbton im Bild.

Aber auch unter freiem Himmel kann der automatische Weißabgleich nicht immer die beste Stimmung hervorholen. Bei großen Entfernungen liegen feinste Staub- oder Feuchtigkeitsteilchen in der Luft, die wir kaum bewußt wahrnehmen.

Ein manueller Weißabgleich ist schnell erstellt, neutralisiert Farbstiche und vertieft die Farben im Bild.

manueller-weissabgleich
Weißabgleich manuell durchführen: Graukarte vor die Kamera halten, die Nähe irritiert den Autofokus schnell, also kurz den Autofokus abschalten.
Wenn schon manueller Weißabgleich, dann mehrmals, denn das Licht ändert sich schnell.
Farben im Wald: enttäuschend
Wenn eine Farbe im Bild überwiegt, kann der automatische Weißabgleich das Bild in eine zu kühle oder zu warme Farbstimmung versetzen.
Weißabgleich draussen im Freien
Das spiegelt die Lichtverhältnisse und die Farbstimmung schon viel besser: manueller Weißabgleich auf die Graukarte.

Landschaftfotografie – richtig Scharfstellen

Mit dem Autofokus den weit entfernten Waldsaum oder den Fuß der Blauen Berge als Fokuspunkt auszuwählen ist keine gute Voraussetzung für scharfe Bilder. Alle Objektive haben einen bestimmten Entfernungsbereich, innerhalb dessen sie ihre gute Schärfe zeigen. Bei großen Entfernungen hingegen wird das Bild insgesamt schnell unbefriedigend scharf. Bei großen Entfernung wird der Autofokus zudem unzuverlässig – vor allem bei schlechten Wetterbedingungen (Regen, Nebel, Schnee und Dunst).

Die hyperfokale Distanz ist die klassische Entfernung für den Fokus in der Landschaftsfotografie. Wer sich nicht mit dem Taschenrechner abgeben will und die App für die hyperfokale Distanz auf seinem iPhone oder Smartphone verweigert, kann mit der alten Faustregel für die Schärfentiefe fotografieren: Die akzeptable Schärfe liegt etwa zu 1/3 vor und zu 2/3 hinter den Motiv. Es reicht also schon, einen Punkt auf 1/3 der Entfernung zum Waldsaum zu fokussieren.

Hyperfokale Distanz: Mit Blende F6.3 Schärfe von der Ähre im Vordergrund bis zum Waldsaum.

Mit einem Zoomobjektiv kann der Fokus bei maximaler Brennweite eingestellt werden. Dann den Autofokus ausschalten (meist mit einem Schalter am Objektiv). Für das Foto kann dann wieder eine kleinere Brennweite eingesetzt werden. Mit diesem kleinen Trick wächst die Sicherheit, dass der Fokuspunkt richtig sitzt und der Autofokus greift vielleicht einen Tick besser.

Neutrale-Dichte-Filter für effektvolle Bilder

Ein Neutrale-Dichte-Filter (ND-Filter) verlängert die Belichtungszeit um einen bestimmten Faktor (z.B. ein 8-facher oder 64-facher ND-Filter). Mit langen Belichtungszeiten wird die Wasseroberfläche eines Bachs oder eines Flusses zu einem Spiegel (bei Windstille) oder bildet einen nahezu mystischen Dunst (Wellen und starker Wind).

Ein Polfilter oder ein Verlaufsfilter verhelfen zu einem eindrucksvollen Himmel oder intensivieren das Grün und das Blau im Bild.

Polfilter einsetzen

Der Polfilter kann bei bestimmten Lichtrichtungen den Himmel etwas blauer, das Feld etwas grüner machen: Der Polfilter klärt die Farben. Vergleiche die Farben im Bild oben (ohne Polfilter).

Die Schwarzweiß-Einstellung der Kamera zeigt die Szene schon im Live View und im elektronischen Sucher in Schwarzweiß. Das schult das Auge für das Licht und Kontraste. Das Schwarzweiss aus der Kamera sollte allerdings am besten mit der Speicheroption "RAW + JPEG" benutzt werden, denn so speichert die Kamera JPEG in Graustufen, aber das RAW-Foto bleibt natürlich in Farbe. Alle anderen Effekte lassen sich im Bildbearbeitungsprogramm besser ins Bild setzen.

Bildgestaltung in der Landschaftsfotografie

  • Ein-Drittel-Zwei-Drittel oder Goldener Schnitt und bildführende Linien sind nur ein schlichter Versuch, zu einer gefälligen Bildgestaltung zu kommen.
  • Ebenso schlicht ist eine alte Fotografenweisheit, die aber mit etwas Übung zu spannenden und ausgefallenen Landschaftsaufnahmen führt: »Vordergrund macht Bild gesund«.
  • Aufwändig ist hingegen eine andere Voraussetzung für gelungene Landschaftsaufnahmen: »Am besten fotografiert man, was man kennt«.
    Wer es schafft, seine Lieblingsplätze immer wieder einmal abzulichten und herausfindet, wann das Licht am besten ist, welcher Platz sich anbietet, kommt nicht nur zu interessanten Bildserien, sondern schult sein fotografisches Auge auch für neue unbekannte Motive.
  • Der frühe Morgen und der späte Abend liefern ein interessanteres Licht als die Mittagszeit. Nichts für Morgenmuffel.
  • Den Mondkalender beachten – auch das lohnt sich für feine Nachtaufnahmen im Vollmond. Der Vollmond in der Landschaft gibt auch überraschend gutes Licht für Landschaftsaufnahmen und die Tiefe der Aufnahmen gewinnt durch das Spiel von Licht und Schatten, denn auch das Mondlicht führt zu Schatten unter den Bäumen.
  • Gegenlicht am frühen Morgen ist immer ein Hingucker.
  • Und nicht einfach aus Augenhöhe fotografieren! Ein tiefer Standpunkt erhöht die Tiefenwirkung und die Weite der Landschaft.
  • Dynamik gewinnen Landschaften durch Straßenverläufe und Bäche oder Flüsse. Ein bewölkter Himmel mit extrem kurzen Brennweiten bringt ebenfalls Spannung in die Landschaftsaufnahme, dazu noch die Tiefenwirkung der kleinen Brennweite.

Am Ende spielt eine schöne Präsentation der Bilder die wichtigste Rolle. Ein Album »Jahreszeiten« mit Aufnahmen vom Niederrhein, ein großer Druck für die Flurwand, eine Galerie im Internet: Fotos wollten früher nicht im Schuhkarton darben und heute nicht im digitalen Archiv verstauben.

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