Bildgestaltung: Wirkung der Brennweite

Zoomen und Perspektive

Aus derselben Position fotografiert bringt das Heranzoomen des Motivs eine Ausschnittsvergrößerung in bester optischer Qualität. Die größere Brennweite ändert allerdings die Bildkomposition nicht.

Würde man das Foto mit der größeren Brennweite (näher herangezoomt) verkleinern, würde es haargenau den mittleren Bildausschnitt der linken Aufnahme passen.

Brennweite 30 mm Brennweite 30 mm
Brennweite 120 mm Brennweite 120 mm

Schritt zurück und Zoomen

Wenn wir jetzt allerdings das Motiv sowohl bei kleiner als auch bei großer Brennweite gleich groß ins Bild setzen, entsteht eine andere Tiefenwirkung. Dazu müssen wir bei der größeren Brennweite ein paar Schritte zurück gehen und bei der kleineren Brennweite näher an das Motiv.

Kleine Brennweite
Kleine Brennweite: Der Hintergrund erscheint weit entfernt. Selbst der Baum liegt scheinbar ein paar Meter hinter dem Boot
Große Brennweite
Größere Brennweite: Der Hintergrund ist nach vorn gerückt und erscheint viel näher. Der Baum liegt direkt hinter dem Boot

Am Rande: Die Brennweiten in diesem Artikel beziehen sich auf das Kleinbildformat der Spiegelreflex- und Systemkameras. Wie die Brennweiten an Kompaktkameras beurteilt werden, erklärt Brennweite und Sensorgröße.

  • Kleine Brennweiten ( kleiner als 50 mm ) verstärken das Gefühl von Tiefe und Plastizität beim Motiv, sie rücken aber auch das Motiv weiter vom Hintergrund weg.
  • Große Brennweiten (größer als 70 mm) verflachen die Form und die Plastizität des Motivs geht verloren. Der Hintergrund rückt näher an das Motiv.

Je kleiner das Motiv, desto stärker ist die Wirkung. Die Makrofotografie setzt darum vorwiegend auf mittlere Brennweiten, um kleine Motive tief und plastisch abzulichten.

Kleine Brennweite: Die Tonkugel liegt weit hinter der Hexenfigur Kleine Brennweite: Die Tonkugel liegt weit hinter der Hexenfigur
Große Brennweite: Die Tonkugel nah hinter der Hexenfigur Große Brennweite: Die Tonkugel nah hinter der Hexenfigur

Brennweite für Porträtfotos

Bei Porträts gefallen sich die Fotografierten bei langen Brennweiten meist besser.

Die klassische Porträtbrennweite liegt darum zwischen 70 bis 130 mm – an digitalen SLRs wie der Nikon (D5000, Nikon D90, Canon 50D) sind das 55 bis 85 mm, bei der Olympus mit dem Four-Thirds-Sensor sind das 35 bis 65 mm. Das ergibt realistische, plastische Porträts.

Brennweite – Zoom – bei Porträtfotos
Bei Porträts spielt die Brennweite eine besondere Rolle: Weitwinklige Porträts sollten immer einen größeren Abstand waren.

Längere Brennweiten »schönen« und wirken gefällig, allerdings auch etwas flacher. Die Titelbild-Schönheiten werden darum mit langen Brennweiten fotografiert.

Allerdings hat diese Technik auch einen Haken: Die große Brennweiten machen das Gesicht nicht nur etwas flacher, sondern lassen den Porträtierten auch fülliger erscheinen.

Porträts mit Normalbrennweite

Obwohl die Normalbrennweite – so wie wir mit unseren Augen sehen – bei 35 mm an der APS-Kamera liegt, sind Porträts mit der Normalbrennweite eine Kunst für sich.

Das liegt wohl auch daran, dass der Ausdruck »Normalbrennweite« nicht korrekt ist. Das »Normal« stimmt für unseren Blickwinkel: Die Normalbrennweite zeigt uns etwa denselben Ausschnitt der Szene, den wir mit eigenen Augen sehen. Unsere gefühlte Brennweite hingegen ist viel länger. Irgendwo habe ich etwas von 100 bis 150 mm (entspr. Kleinbild) gelesen, habe aber leider die Quelle nicht mehr.

Porträts und Gruppen in geschlossenen Räumen fotografieren
In geschlossenen Räumen ist eine kleine Brennweite kaum zu vermeiden. Hier ist es ein Foto mit einer Brennweite von 28 mm (APS). Der Abstand zu den Fotografierten ist groß genug, um natürliche Größenverhältnisse zu zeigen.

Mit weniger als 35 mm an einer APS-Spiegelreflexkamera wie Nikon D3000 oder Canon 60D sollte der ganze Oberkörper ins Bild gesetzt weden, damit die Wirkung der Brennweite schwächer wird.

Alle fotografischen Effekte sind um so stärker, je größer das Motiv im Foto abgebildet wird.

Weitwinkel und Tele in der Architekturfotografie

Die Architekturfotografie fordert meist kleine Brennweiten – das Weitwinkelobjektiv ist gefragt.

Auf der einen Seite ist der Platz vielleicht zu eingeschränkt, um mit größeren Brennweiten zu fotografieren, auf der anderen Seite setzt das Weitwinkel »mehr ins Bild«.

Das Weitwinkelobjektiv: mehr im Bild Das Weitwinkelobjektiv setzt mehr ins Bild und verstärkt die Raumwirkung: Der Gang wirkt länger und tiefer.
Die Normalbrennweite zeigt weniger Umgebung. Schon die Normalbrennweite zeigt viel weniger Umgebung. Der Gang wirkt kurz, der seitliche Blick durch die Säulen fehlt.
28 mm 75 mm