Fotos im Karussel der Speichermedien

Speichertechnologien

Rund zehn Jahre beträgt die Halbwertzeit einer digitalen Speichertechnologie (bestehend aus Medium, Laufwerk, Computer, Software, Ausgabegeräten). So ist unser Archiv im digitalen Zeitalter einer komplexen Kette von Prozessen und undurchschaubaren High-Tech-Geräten ausgesetzt.

Obwohl das digitale Bild theoretisch haltbarer ist als irgendein Medium zuvor, wird es durch die komplexe Verarbeitungskette und wechselnde Medien und Software fragiler als irgendein Medium zuvor.

Alte und neue Speichermedien für Fotos: Von der Diskette über die Speicherkarte bis zur Cloud
Speichermedien werden immer kleiner, immer dichter, immer schneller und immer empfindlicher. Am Ende wird der Cloud-Speicher unsere Zentrale und das Backup für die empfindlichen Medien.

Die »Alles-oder-Nichts«-Mentalität der digitalen Daten

Fotos auf CD-Archiv

Die DVD ist bei allem fragilen Aussehen ein äußerst stabiles Medium. Die Behandlung durch den Benutzer ist das eigentliche Kriterium für ihre Haltbarkeit. Fingerabdrücke, Kratzer, falsche Reinigung (nicht kreisförmig!) und Hitzeeinwirkung verursachen physikalische Defekte.

Die datentragenden Schichten einer CD sind durch eine Lackschicht geschützt, die durch Alkohol und Verdünner (auch durch Schweiß und Eding-Stife!) aufgelöst werden kann. Falsch ist allerdings das Gerücht, dass die datentragende Schicht einer CD altert und sich auflöst.

Die CD ist eine Scheibe aus glasklarem, dauerhaften Polycarbonat, in die oben eine von innen nach außen laufende Spiralspur mit mikroskopischen Vertiefungen (Pits) für Daten in binären Form (Pit und Nicht-Pit) aufgeprägt ist. Damit der Laserstrahl die Daten auslesen kann, muss die Scheibe ihn reflektieren; damit sie reflektiert, wird von oben eine spiegelnde Metallschicht aufgespüht, die wiederum mit einer Schutzschicht aus Acryllack gesichert ist. Gelesen wird die Scheibe von unten.

Heute werden meist Chrom-Aluminium-Legierungen verwendet und die Lebensdauer der CD und DVD liegt damit bei 50 bis 80, vielleicht sogar 100 Jahren und bei den echt goldenen und damit gegen das Rosten gefeiten DVDs zum Selberbrennen sogar 200 Jahre. Wie die Plastikstoffe im Verbund allerdings tatsächlich altern, weiß natürlich kein Mensch.

Aber das ist alles graue Theorie, denn auch die Behandlung und die Lagerung spielen eine Rolle. Tiefe Kratzer, Schmutz, Fett, ungeeignete Filzstifte, Fingerabdrücke und Verbiegungen, aber auch extreme Klimaeinflüsse wie starke Hitze, UV-Licht oder Luftfeuchtigkeit rufen chemische Reaktionen hervor, die zum Datenverlust führen können.

Aber sowohl CD als auch DVD verkraften nur eine bestimmte Menge an Defekten auf dem Medium und verweigern dann den Zugriff dann sofort, vollkommen und ohne jede Warnung.

DVD und CD sind nicht wiederbeschreibbar, so dass die Metadaten nicht in der Mediendatei oder im Sidecar gespeichert werden können, ein regelmäßiges Backup ist nicht möglich, es sei denn, wir werden zum DiskJokey.

Unsere Festplatten sind da schon fürsorglicher: Sie stellen defekte Blöcke fest und lassen sich mit Festplatten-Tools reparieren. Aber ohne ein sicheres Backup ist auch die beste Festplatte immer eine Schwachstelle für das digitale Archiv.

Während das Buch vergilbt,
die Fotografie im Laufe der Jahre verblasst,
das Videoband mehr und mehr grieselt und rauscht
die Schallplatte lauter und lauter kratzt,
stürzt das digitale Medium von einem Augenblick zum anderen ab und lässt sich nicht mehr auslesen.

JPG und TIF sind – dem Himmels sei Dank– solide und robuste Dateitypen und Festplatten halten viel aus, so dass die Pixel der digitalen Fotos selten zerbröseln. Digitale Fotos werden eher beim Umzug auf neue Rechner, Server und Festplatten vergessen oder geraten in Vergessenheit, weil sie nie unter die Fittiche einer Bilddatenbank kamen.

Die »Cloud« stellt heute das sicherste Backup für digitale Daten dar. Bei einem professionellen Cloud-Service können wir davon ausgehen, dass der Anbieter die Platten überwacht und zudem zu jeder Zeit ein Backup unseres Cloud-Servers bereit hält.

Analoge Datenträger: Magnetband

Videobänder bestehen aus einem beschichteten Trägerfilm, auf dem sich in ein Bindemittel eingebettete magnetisierte Metalloxidpartikel befinden. Als Träger wurde zeitweise Zellulosetriazetat oder auch PVC verwendet, die aber wegen ihrer Instabilität bald durch Polyester ersetzt wurden.

Das Bindemittel kann bei zu hoher Feuchtigkeit und Temperatur zerstört werden und Magnetpartikel freisetzen. Temperatur- und Feuchtigkeitsschwankungen erzeugen Spannungen und Verklebungen. Starke Magnetfelder bewirken eine Entmagnetisiserung des Bandes. Trotzdem geht man heute unter Archivbedingungen von einer Lebenszeit von mehreren Jahrzehnten aus.

Videokassette

Die Haltbarkeit des Videobandes wird jedoch weniger durch die Stabilität des Mediums bestimmt, sondern durch die Verfügbarkeit intakter Abspielgeräte. Technische Verbesserungen bescherten uns immer wieder neue Systeme und Normen, angefangen bei PAL, SECAM, NTSC und dem neuen Breitwandsystem über VCR, Betamax, VHS, S-VHS, Betacam und mehr. Wer kennt heute noch Video 2000?

Das Magnetband hat aber weiterhin einen sicheren und festen Platz in der IT: Bei großen Datenmengen im mehrstelligen Terrabytebereich erfüllt das Backup auf Band die höchsten Anforderungen an die Sicherheit. Dieser Methusalem der Computerwelt steht als Backup hinter dem Speicher der Zukunft – dem professionellen Cloudspeicher.

Analoge Datenträger: Fotografien

Fotografien gehören heute zu den relativ langlebigen Medien: 50 bis 100 Jahre stehen dem Bromsilberfotopapieren bevor. Doch auch Fotografien bleichen unter Lichteinwirkung aus, die schwarzen Silberpartikel, die die Grautöne einer Schwarzweißfotografie bilden, oxidieren und zerfallen.

Abzug eines Farbfotos
Abzug vom Farbfoto Anfang der 80er Jahre
Abzug vom Schwarzweißfoto
Abzug vom Schwarzweißfoto Anfang der 80er Jahre
Farbdia
Farbdia Mitte 90

Farbfotos sind wesentlich kurzlebiger. Unter dem Licht verlieren sie in wenigen Jahren ihre Dichte, die Farben verbleichen unterschiedlich schnell, das Bild wird farbstichig und immer unschärfer. Im Dunkeln sollen sie immerhin rund 100 Jahre halten.

Wie lange das Foto lebt, darüber entscheidet seine Lagerung: Eine gleichmäßige Temperatur von minus 18 Grad, 30 % Luftfeuchtigkeit und völliges Dunkel verlängert ihre Lebensspanne angeblich um das Tausendfache.

Analoge Datenträger: Farbfotografien

Bei Farbfotografien wird nach Dunkellagerfähigkeit und Lichtbeständigkeit unterschieden. Die modernen Farbmaterialien erreichen im Dunkeln erstaunlich gute Haltbarkeitswerte. Für Kodachrome-Dias ist diese gute Dunkellagerfähigkeit schon länger bekannt. Weniger herumgesprochen hat sich, daß sie unter Licht deutlich schneller ausbleichen als ihre Ektachrome-Pendants.

Die konventionellen chromogenen Farbpapiere wurden in den letzten Jahren gegenüber den Papieren der späten 70er Jahre (z.B. Agfa Typ 4) stark verbessert. Inzwischen übertrifft die neueste Generation (wie z.B. das Fujicolor-FA3-Papier) im Licht sogar Ilfochrome- (früher Cibachrome) und Kodak-Dye-Transfer-Abzüge.

Analoge Datenträger: Analoger Film

Dem Film selber wird bei bester Qualität nach neuesten Verfahren und Rezepturen (Polyester mit Silberhalogenidbeschichtung) bei rücksichtsvoller Lagerung ein langes Leben von 500 bis 1000 Jahren versprochen. Polyester wird allerdings erst seit ein paar Jahrzehnten verwendet; vorher war das gebräuchliche Filmmaterial Celluloseacetat, dem dasselbe Ende wie dem Industriepapier droht – es zerfrißt sich selbst. Ein Essiggeruch verrät den Zerfall und das Material schrumpf (»Vinegar-Syndrom«).

Als dieser Materialtyp um 1950 eingeführt wurde, hieß er »Sicherheitsfilm« im Gegensatz zum älteren Cellulosenitratfilm (»Nitrofilm«), der sich schon bei 37 Grad selber entzündete. Archive alter Filme sind darum heute ein explosives Gefahrgutlager. Von den zwischen 1930 bis 1950 entstandenen Filmen hat sich bereits ein großer Teil selbst zerstört.