ISO, Blende und Belichtungszeit

ISO für kurze Belichtungszeiten

Die ISO-Automatik springt bei abnehmendem Licht bei Fotos ohne Stativ ein, um lange Belichtungszeiten zu vermeiden und funktioniert als Ersatzblende.

Wie eine größere Blende verkürzt der höhere ISO-Wert die Belichtungszeit. Die Schärfentiefe ändert sich dabei aber nicht.

Tageslichtcharakter

Für jedes Foto sammelt die Kamera so viel Licht, dass eine Aufnahme im Tageslichtcharakter entsteht. Wer das Programm Auto der Kamera verlässt, bestimmt selber, aus welchen Werten die Kamera die Belichtung zusammenstellt: Wir geben eine Blende oder die Belichtungszeit vor.

Im ersten Fall wird die Kamera die Belichtungszeit zusteuern. Im zweiten Fall, wenn der Fotograf die Belichtungszeit einstellt, stellt die Kamera die passende Blende ein.

Gleiche Blende, andere Helligkeit
Morgens um 10 Uhr: Blende F2.8, 1/80 s
Abends um 20 Uhr: Blende F2.8, 1/4 sek

Tageslichtcharakter? Gleich, ob es strahlend hell ist oder die Dunkelheit langsam einzieht – bei ISO 100 wird die Kamera das Bild immer so lange belichten, bis die Aufnahme wirkt wie aufgenommen am helllichten Tag.

Damit Fotos bei wenig Licht oder mit sehr kurzen Belichtungszeiten wie beim Sport nicht nur richtig belichtet, sondern ohne Bewegungsunschärfe und Verwackeln scharf werden, kommt die ISO-Empfindlichkeit ins Spiel.

Alternative zum Belichtungsdreieck: der Belichtungskreis mit ISO, Blende und Verschlusszeit

Die meisten Fotografen bevorzugen das Programm A bzw. AV (Canon), in dem sie selber die Blende vorgeben. Die Kamera berechnet dann die Belichtungszeit unter Einbeziehung des eingestellten ISO-Werts. Die Spannbreite der Blenden, die ein Objektiv zur Verfügung stellt, ist allerdings begrenzt.

Für viele Fotos ist auch keine große Blende gewünscht: Bei Landschaft und Architektur brauchen wir eher mittlere und kleine Blenden für eine lange Schärfe, bei Sport wählen viele Fotografen vorsichtshalber eine mittelgroße Blende, damit der Sportler auch bei schneller Bewegung noch in der Schärfenebene agiert.

ISO als Hilfsblende

Steht keine größere Blende zur Wahl, sorgt eine längere Belichtungszeit für die korrekte Belichtung des Fotos. Aber wenn wir z.B. Sport fotografieren brauchen wir kurze Belichtungszeiten.

Wer Sport fotografiert, bevorzugt darum das Programm S bzw. Tv (Canon), die Blendenautomatik. Dann springt ein höherer ISO-Wert in die Bresche: Der Sensor wird lichtempfindlicher.

Belichtungsdreieck: Blende Zeit ISO
Die Infografik Belichtungsdreieck zeigt uns den Zusammenhang zwischen Blende, Belichtungszeit und ISO:
  • Jede Verdopplung der ISO-Zahl halbiert die Belichtungszeit oder spart einen Blendenschritt.
  • Jede Halbierung der Belichtungszeit erfordert eine größere Blende oder eine Verdopplung des ISO-Werts.
  • Jede kleinere Blende braucht entweder eine Verdopplung des ISO-Werts oder führt zu einer Verdopplung der Belichtungszeit.

Bildautor: Felix Siegle, spiegelreflexkamera24.de

Die ISO-Einstellung ist sozusagen eine »Hilfsblende«. Die Wirkung eines ISO-Schritts – die Halbierung der Belichtungszeit – ist dieselbe wie bei einem Blendenschritt. Aber die ISO-Einstellung hat keine Auswirkung auf die Bildgestaltung, denn die Schärfentiefe ändert sich nicht.

Welche Kamera-Einstellung für welche Szene?

Für jedes Foto drei Werte einstellen? Das müssen wir nicht. Der Fotograf entscheidet, welches Moment der Bildgestaltung für sein Foto das wichtigste ist:

  • Die Schärfentiefen: Lange Schärfe für Architektur und Landschaft oder kurze Schärfe für Porträts und Stillleben.
  • Die Belichtungszeit: Kurze Belichtungszeiten für Sport und spielende Kinder, lange Belichtungszeiten für Effekte.
  • Bildqualität: kleine ISO-Werte für scharfe brillante Fotos, hohe ISO-Werte, um Bewegungsunschärfe zu vermeiden.

In den Programmen P, A (bzw. AV) und S (bzw. TV) gibt der Fotograf entweder die Blende oder die Belichtungszeit vor. Die Kamera berechnet die beiden anderen Werte.

S bzw. TV – Belichtungszeit vorgeben (Blendenautomatik)

Wenn wir eine Belichtungszeit an der Kamera einstellen, berechnet die Kamera die Blende.

Szene Typische Belichtungszeit
Schnelle Bewegung einfrieren 1/500 bis 1/1000 Sek
Sport und spielende Kinder 1/250 bis 1/500Sek
Straßenszenen mit Menschen 1/60 bis 1/100Sek

A bzw. AV – Blende vorgeben (Zeitautomatik)

Geben wir eine Blende ein, berechnet die Kamera die Belichtungszeit.

Szene Typische Blende
Architektur und Landschaft f/8 bis f/16
Porträt f/2.8 bis f/5.6
Gruppenfoto f/5.6 bis f/8
Makrofotografie f/8 bis f/16
Nachtfotografie mit dem Stativ f/8 bis f/16

ISO-Bereich einstellen

ISO können wir einfach auf Auto stellen, oder aber Bereiche mit maximal akzeptablen Werten vorgeben.

Szene Typische ISO-Einstellung
Nachtfotografie mit Stativ ISO 100
Am frühen Abend in der City ISO 800 bis ISO 3200
Landschaftsfotografie an hellen Tagen ISO 100
Straßenszenen in der Dämmerung ISO 1600 bis ISO 6400

Die Angst vor hohen ISO-Werten

Die Angst vor ISO-Rauschen wird von vielen Artikeln in Fotomagazinen und bei jedem neuen Kameratest angefacht. Dabei werden hohe ISO-Werte für Fotos mit kurzen Belichtungszeiten auch tagsüber gebraucht: Für alle Fotos mit bewegten Motiven, die ohne Bewegungsunschärfe belichtet werden sollen.

Bei Tageslicht ist vom ISO-Rauschen selbst bei hohen ISO-Werten nur wenig zu sehen und tatsächlich sind viel mehr Fotos durch Bewegungsunschärfe und Verwackeln unbrauchbar als durch ISO-Rauschen.

100 200 400 800 F/8 F/5.6 F/4 F/2.8 1/60 1/125 1/250 1/500 - Rauschen + ISO Verschluss Blende Rauschen Bewegung Schärfentiefe - + - + - +